NEUIGKEITEN

von ENDURADO

Goldrausch

Bevor es hier tatsächlich losgeht, noch ein paar Worte im Vertrauen. Der Anfang des heutigen Tages war dann doch schwer verstolpert. Die Nacht war gut, das Motorrad war gepackt, der Sitz der Schrauben kontrolliert und der Luftfilter getauscht. Es sollte nur noch zum Supermarkt gehen, um was zu beissen für unterwegs zu besorgen.

So sah es da heute morgen aus. Es war schon ziemlich war und ich hab das letzte bisschen Schatten am Zaun für mich als Parkplatz entdeckt. Im Supermarkt war auch niemand außer der Kassiererin und ich hab das Nöltigste für unterwegs in meinen Wagen geworfen. Damit bin ich dann nach der Kasse auch zum Motorrad gerollt, hab alles verstaut und da ich ja ein ordentlicher Deutscher bin hab ich auch meinen Wagen wieder zurück gebracht. Dabei höre ich ein Krachen, drehe mich um und sehe einen großen Truck am Supermarkt vorbei donnern. Aha, der war´s wohl. Als der Einkaufswagen eingereiht war, drehe ich mich um und sehe mein Motorrad auf der Seite liegen. Ich hab wohl den Trinksack auf die falsche Seite vom Lenker gehangen und die ganze Fuhre ist umgekippt. Dabei wurde der Zaun zertrümmert und das Motorrad lag so, dass ich kaum dran kam, um es wieder aufzuheben. Das gesamte Gepäck musste sowieso runter, sonst kann ich die Kiste nicht aufheben. Kurz eine Riesenmaloche, kein Mensch weit und breit zum mit Anpacken. Als die KTM wieder aufrecht steht, hab ich dann alles wieder aufgeladen und verzurrt. Was für ein Tag. Zumindest bin ich ruhig geblieben. Abpacken, aufheben und wieder aufladen hab ich fast meditativ geregelt bekommen. Und so hatte der Tag ne Chance einfach normal weiterzugehen. Verluste sind auch zu verzeichnen. Die Frontscheibe ist zerbrochen, der Helmhalter für die Gopro ist zerstört und der Schalter für die Griffheizung baumelt nun lose vom Lenker. Alles nicht schön, aber zu verschmerzen. Shit happens.

Nach ein paar Kilometern Strasse geht es auf die Piste Richtung Goldpoint. DAs ist doch mal ein Ziel. Sofort offenbart sich hier auch, was der Tag so für mich bereit hält. Wüste, Wüste, Wüste. Unendlichkeit auf Erden. Es wird ein fantastischer Trip. Die Hitze ist verflogen und kommt heute auch nicht mehr zurück bis auf weiteres spielt sich jetzt auch alles in ca. 2.000 Meter Höhe ab. 

In der Gegend durch die ich zuerst komme, stehen ein paar Ruinen von Gebäuden, die zu einer Minenstadt gehört haben. Davon gibt es hier einige. Und Mitte des 19. Jahrhunderts war hier sicher mehr los als heute.

Aber schon kurze Zeit später sieht mein Panorama so aus. Und zwar egal ob ich nach vorne oder in den Rückspiegel gucke. Die erste Etappe hat ca. 60 Kilometer exakt in diesem Setup. Eine schnurgerade Piste mit viel Sand und Steinen. Eingerahmt von diesen verdörrten Büschen.

Nach hundert Kilometern errreiche ich Goldpoint eine Minisiedlung aus der Zeit des Goldrauschs. Ich sehe niemanden aber offensichtlich ist das hier eine Touristenattraktion. Die kleine Siedlung ist gut erhalten und die wenigen Straßen soind voll mit all den Dingen, die man zum Goldschürfen damals gut gebrauchen konnte.

Die nächste Wüstenetappe beginnt. Joshua trees und ein Tafelberg betreten die Bühne. Doch irgendwann fahre ich tatsächlich durch so etwas wie einen Wald. Die Wüste hat sich zurückgezogen. 

Ich kenne Sandpisten, Schotterpisten, Eispisten und was es noch so gibt, aber Holzpisten hatte ich noch nicht. Weite Strecken des Waldes, bzw,. des Weges dadurch waren  mit kleinen Holzstücken, gebrochenen Ästen oder Ähnlichem übersät. Fahren über zerbrochene Äste fühlt sich nicht gut an. Am Ende des Waldes wartet wieder Wüste. Da weiß man was man hat.

Heute Abend habe ich Tonopah erreicht. Eine kleine unansehnliche Stadt, durch die viele schwere Lkw fahren. Hier passiert es dann zum zweiten Mal. Die Polizei verfolgt mich mit Sirene. Gestern hatte ich ein Stop-Schild überfahren und heute war das Speedlimit nicht passend für mich. Jedesmal herrscht Verwirrung wegen meines deutschen Kennzeichens. “Are you guys allowed to drive with this plate in the US?” fragt der Polizist mich!? In guter alter Beratermanier versichere ich “Sure, Sir”. Ein Blick in meinen Pass, eine strenge Ermahnung und die Sache ist vergessen.

Morgen geht´s dann weiter Richtung hohe Berge. Mal sehen, wie weit ich komme!?

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