NEUIGKEITEN

von ENDURADO

Surfin USA

Ist das ein Zeltplatz oder ist das ein Zeltplatz? Wahnsinn, nach 500 km Asphalt bin ich heute Am Bear Lake in Utah angekommen. Das ziemlich kalte Wasser hat nach dem heißen Ritt dann doch die schwer geschundenen Lebensgeister wieder auf den Plan gerufen.

Ich bin wirklich durch den Tag gesurft. Losgefahren mit der Idee über Salt Lake City um in Evanston wieder auf meinen Offroad-Track zu kommen. 

Nach einer Stunde Highway-Dröhnung bin ich auf den Gedanken gekommen ich könnte doch auch die Salt Lake Desert durchkreuzen und dann quer über den Salzsee fahren. Ich hatte gesehen, dass es eine Piste gibt. Also runter vom Highway und die entsprechende Richtung eingeschlagen. Wichtig war natürlich zwischendurch auch mal wieder zu tanken.

Da war ein Dörfchen namens Montello die richtige Adresse. Könnte eigentlich auch in Italien sein. Aber dann hätte die Tankstelle anders ausgesehen. “Gas & Grocery” war Name und Programm. Der Pächter entschuldigt sich freundlich, dass die Premium Pumpe noch ein bisschen Anlaufschwierigkeiten hat, weil ich heute der erste war, der diese edle Sorte (91 Oktan) hier tankt. Montello ist nicht das Schwungrad Amerikas.

Dann spricht mich Nathe auf Deutsch an. Er hat tatsächlich in Utah auf der Universität Deutsch gelernt. Es klemmt schon ein bisschen, aber wir können uns unterhalten. Er hat wohl Goethe lesen müssen die Sonette und den Erlkönig. Auweia, ich hab ihm dann den Altmann empfohlen. 🙂 Ich frage nach seinem Job. Er sagt, er möchte sich zur Ruhe setzen. Gute Idee finde ich. Er hat 8 Hecktar Land vom Staat gepachtet und zahlt dafür 40 Dollar pro Jahr. Das Stückchen Land liegt zwei Stunden zu Fuß von hier in den glühend heißen Bergen. Er wohnt da in seinem Auto und pflanzt Gemüse an. Das klingt schon sehr pur.

Leider habe ich keine Fotos von den Wohnwagen, die ein, zwei Meilen vor dem Ort einfach in der Steppe standen. Ein paar Solarpanels davor und das wars. Mich hat das sehr an die Nomadenzelte in Marokko erinnert, die irgendwo im Nichts stehen und den Bewohnern irgendein Leben ermöglichen. Unglaublich hier in den USA dazu eine Analogie zu finden.

Ich erzähle ihm von dem Plan mit dem Salzsee, er rät ab und meint der Weg in die Berge sei sicher schöner. Es ist 9:30 am Morgen und schon wirklich heiß. Ich stelle mir vor, wie es wohl in zwei Stunden auf dem Salzsee sein wird. Dabei fällt mir ein, dass ich das in Afrika niemals bei dieser Hitze und erst recht nicht allein tun würde. Also gut, ich verlasse das antike Montello und fahre in die Berge. Dort komme ich schon irgendwie auf meinen Offroad Track.

Die nächste Station ist dieser Diner in Snowhill.  Ist der Name ein Zeichen? Werde ich wieder weiß stecken bleiben? Der Diner ist ziemlich voll, was sicher nicht am Interieur liegt. Das ist echt runtergekommen und eigentlich gibt es den Laden, so wie den ganzen Ort bestimmt nur, weil es hier nach 160 Kilometern mal wieder ne Tankstelle gibt. 

Was gestern ein Wahlaufruf war, sind heute andere Trump-Devotionalien. Ich hab heute nur ein bisschen vom Landleben in Nevada und Utah kennengelernt. Wenn man die Menschen und die Lebensumstände sieht und sich vorstellt, dass ne Pizza 15 Dollar kostet, dann weiß man mit welchem Speck man hier die Mäuser fangen kann.

Beim Cheeseburger gibt`s neue Facebook-Nachrichten. Die Utah-Gruppe in der ich bin, weiß Bescheid, dass ich morgen auf die zweite Sektion des Tracks fahren will. Ich hatte nach Mitfahrern gesucht. Ein erfahrener Biker schlägt vor mit Sektion 1 anzufangen, dass sei die schönste in ganz Utah. Sie beginnt am Bear Lake. Okay, klingt nicht schlecht. Also fahre ich zum Bear Lake, dort gibt es einen sehr schönen Campground sagt iOverlander.

Und so sieht er aus 2.200 Metern Höhe aus. Es hat sich gelohnt, den Plan gleich zweimal umzuwerfen, denk ich mir, als ich in Badehose am Ufer stehe.

Der Zugang zu meinem Track ist quasi um die Ecke. Alles gut, der Tag hat mich umarmt.

Scroll to top