Breakfast in America
- Markus Schueller
- 25. Juni 2022
- USA offroad
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Heute ist Sonntag. Naja. wann und wo eigentlich genau jetzt? Egal, so ein Sonntag verleitet natürlich dazu, der Welt was Geistreiches abzugewinnen oder zumindest anzubieten. Mal sehen, was mir so gelingt.
Wenig geistreich, aber sehr nahrhaft fällt heute morgen mein Frühstück aus. Ich liebe diese Diner. Und dieser hier ist nicht einfach ein Diner. Nein, er liegt direkt an der legendären Route 66, genau wie mein Motel. Vorweggeschickt sei gesagt, dass die Route 66, so wie ich sie heute 400 km lang erlebt habe, keinerlei besonderen Charme hat. Es ist ein vierspuriger Highway, mit deutlich erhöhter Harley-Dichte. Für meinen Streckenabschnitt heute war´s das.
Aber zurück zum Frühstück. Zur Auswahl standen 30 verschiedene 3 Egg Omelettes und natürlich auch richtige Frühstücke mit Steaks usw. Ich hab mich für diese schüchterne Variante entschieden. Gut komprimiert kann man so gefühlt 1.000 leckere Kalorien zu sich nehmen. Dass das Soßentöpfchen mitten im Omelette plaziert wird, irritiert den Europäer nur in den ersten Tagen. Ach so, für preisinteressierte Leser sei angemerkt, 15,99 US-Dollar sind dafür fällig, natürlich inklusive dünnem Filterkaffee im Free Refill Programm. Kaffee satt also. Trotzdem, alle paar Tage muss ich das haben.
Ein Stück geistreicher war da schon die Truck-Lyrik, die hier nicht aufs Heckscheiben-Kissen gestickt ist, sondern dem Fahrer schon auf der Motorhaube vorauseilt. Ich hatte auf jeden Fall sofort ein Bild vom Fahrer im Kopf. Leider hab ich ihn nicht persönlich gesehen. Sondern nur seine zierliche und sympathisch-natürlich wirkende weibliche Begleitung. Sicher eine sehr kontrastreiches Paar.
Man beachte die aufgestellten Auspuffrohre. Spätestens jetzt ist doch alles klar. Als ich vorbei kam, wurde der gerade der Motor angelassen. Vom Motelzimmer aus, mit Fernbedienung. Wer kann der kann. Warum? Weil´s geht. Dem nun nicht mehr amtierenden Präsidenten der USA wird auf der Seitenscheibe gedacht.
Da wirkt doch dieses Facetuning echt wie ein Augenzwinkern. Auch hier entsteht sofort ein Bild von der Fahrerin im Kopf. Die hab ich live gesehen. Wie man sich täuschen kann…
Diesen Herrn hatte ich hier schon mal vorgestellt. Es ist Tim, der schwer beeinträchtigt durch seine Krebserkrankungen ist, aber trotzdem ein offenbar erfülltes Leben führt. Wir haben vor einigen Tagen am Campfire lange über Gott und die Welt gesprochen. Unter anderem hatte ich ihm erzählt, dass Lagerfeuer auf deutschen oder europäischen Campingplätzen im Normalfall verboten sind. Mit der Enduro oder einem Geländewagen durch den Wald zu fahren, ist in Deutschland fast überall undenkbar. Er war sehr erstaunt darüber und sagte, das Land gehöre aber doch allen. Wieso dürfe man auf öffentlichem Land nicht machen was man wolle? Er kannte zwar Deutschland, aber er hatte keine Vorstellung davon, wie klein Deutschland ist und wie viele Menschen dort auf “engstem Raum” leben.
Interessant war für mich, welches Verhältnis er zu seinem Land hat. Damit ist jetzt nicht die Nation als Institution gemeint, sondern tatsächlich das Land mit Wäldern, Seen, Bergen und Feldern. Um sich verständlich zu machen, hat er mir von einem Lied erzählt, dass er schon in der Grundschule gesungen hat. “This land is your land” von Woody Guthrie, geschrieben 1940. (https://youtu.be/2Q7PULELvok) Wenn man dem Lied mal zuhört, wird klar, welche Bindung an das Stück Erde, das Amerika zugeschrieben wird, schon in Kindertagen bei Amerikanern entsteht. Der Song ist in seinem Kontext mittelprächtig politisch und in der Version, auf die der Youtube-Link verweist, damals nicht gesungen worden. Wer mehr dazu wissen will, findet über Google ausreichend Infos.
Hier ist das Ende meines möglichst geistreichen Sonntags-Beitrags erreicht. Morgen gehts wieder auf die Piste.