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von ENDURADO

Stadtleben

Zum dritten Mal in Serie bin ich vorgestern komplett nass am Ziel angekommen.. Die knapp 200 Kilometer am Montag von Cuba bis Santa Fe waren extrem verregnet und damit war klar, dass es Dienstags sicher nicht offroad weitergehen kann. Also legt der regen- und inzwischen straßenmüde Traveller mal einen Tag Pause ein.

Santa Fe ist wie dafür gemacht. Es gibt eine Reihe von Werkstätten, die für den fälligen Ölwechsel, einen neuen Vorderreifen und zum Ventile einstellen in Frage kommen. Ich hab ein günstiges Motel gefunden, um alle meine Klamotten mal richtig zu waschen und die Akkus zu laden. Santa Fe ist keine typisch amerikanische Kleinstadt. Santa Fe hat einen historischen Kern im Pueblo-Stil und es gibt jede Menge Kunst in der Stadt.

Als ich am Montagnachmittag ankomme, finde ich keine passende Werkstatt.  Manche haben montags zu und manche haben keine Teile oder keine Zeit. Heute Vormittag konnte ich die Kati bei KTM (da wollte ich eigentlich nicht hin $$$) in die Werkstatt schieben und die haben eben am Telefon behauptet, Alles sei fertig. Morgen um 10 hol ich sie wieder ab.

Was sofort auch in dem sehr gepflegten Städtchen sichtbar wird, ist Armut. An den Hauptstraßen sitzt oder steht an jeder Ampel ein Bettler mit mehr oder weniger gefülltem Einkaufswagen. Und es gibt hier auch kleinere Autos, so welche wie in Deutschland.

Mit dem Bus kann ich für 1 Dollar ins Zentrum fahren, was durchgängig in diesem Stil gebaut ist. Auch außerhalb des Zentrums finden sich überall Gebäude in Pueblo-Architektur, die diese Wildwest-Anmutung haben.

Der zentrale Santa Fe Plaza ist so grün und so viele Leute sind auf der Straße, dass es fast schon europäisch wirkt. Die umliegenden Restaurants haben Terrassen, auf denen draußen gegessen wird. Das ist ziemlich unamerikanisch. Normalerweise wird der Hamburger vollklimatisiert und abgedunkelt drinnen eingenommen. Für mich gibt´s hier sogar mal nen Salat Santa Fe Caesar. Und die Sonne scheint dazu.

Im Zentrum des Platzes steht dieser schmucklose Quader mit einer davor angebrachten Inschrift, die besagt, dass die Stadt Santa Fe  den dringenden Bedarf sieht, die kulturelle Geschichte und die aktuellen Standpunkte der verschiedenen Stakeholder und der Bürger dieser Stadt zu diskutieren. Der Diskurs soll zukünftig eine Basis für Frieden, Toleranz, Rassengleichheit, soziale Gerechtigkeit, Heilung und Versöhnung herstellen. Der Bürgermeister der Stadt sieht die Notwendigkeit einen Prozess aufzusetzen, um die Bürger der Stadt zu ermutigen, zu sprechen, gehört zu werden und zuzuhören. Was ist denn hier passiert?

Dieses Foto zeigt, wie im Juni 2020 der Obelisk vom Sockel gerissen wurde. Hintergrund waren die Unruhen rund um den Mord an George Floyd während einer Festnahme durch die Polizei in Minneapolis. In dieser Zeit sind in den USA über 100 Denkmäler zerstört worden. Unzählige Aktivisten haben damals im ganzen Land Denkmäler zerstört, die für systematischen Rassismus oder ähnliche Sachverhalte standen. Der Obelisk in Santa Fe war ein Ehrenmal für Soldaten, die während der Kämpfe mit den Ureinwohnern New Mexicos ums Leben gekommen sind. 

Ich bin sehr beeindruckt, dass dieser Vorgang von offizieller Stelle in Santa Fe offensichtlich als ein Aufruf verstanden wird, in einen Dialog einzutreten. Hier werden nicht die angeklagt, die das Denkmal zerstört haben, sondern es gibt die Einsicht, in Zukunft Dinge besser machen zu müssen. Finde ich sehr außergewöhnlich und gut.

Georgia O’Keffe ist eine Malerin, die dem amerikanischen Modernismus zugeordnet wird und die in Santa Fe  gestorben ist. Sie war unter anderem bekannt für Ihre reduzierten Gemälde der Landschaften New Mexicos. Ich kannte sie natürlich auch nicht, fand aber ihre Bilder Klasse, die ich auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten in Santa Fe gefunden habe. Hier gibt es eine Dauerausstellung von ihren Werken. Diese Ausstellung hat aber Dienstags geschlossen. Fuck.

Stattdessen hab ich dann ein anderes Museum besucht, mit Gemälden und Skulpturen verschiedener Künstler aus New Mexico.

Mir hat unter anderem das hier gut gefallen. Ist ne Auftragsarbeit. Dieser 15jährige Bubi hat mal ein Rodeo gewonnen. Anstatt den ersten Preis einer Flugreise nach Washington anzunehmen, hat er sich für den zweiten Preis entschieden. Einen Sattel, den brauchte er dringender.

Morgen geht´s sehr viel unkultivierter weiter nach Antonito in Colorado. 

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