No english
- Markus Schueller
- 5. Juli 2022
- USA offroad
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Tienes agua? Si, claro. Morgens um halb 10 in Wyoming. Mir läuft eine Schafherde vor die Kati inklusive Hunden, Hirte und Pferd. Ich wollte mich ja schon immer mal mit einem Schäfer unterhalten. Mn hört ja die wildesten Geschichten vom Schäferstündchen und so weiter. Aber dieser junge Mann hier kann kein Englisch. Nur Spanisch. Er fragt nach Wasser und nimmt ein paar lange Züge aus meinem Wassersack. Für ein paar kurze Fragen reicht mein Spanisch.
200 Schafe sind es, die er hier durch Wyoming führt. Allerdings ist er bemüht, schnell wieder loszukommen. Das Foto ist Okay, aber recht wohl fühlt er sich nicht. Wer weiß, wie er hier in USA so zurechtkommt.
Für mich geht´s weiter durch die endlose Leere. Es gibt keine Highlights, wo ich um die Ecke komme, und eine Schlucht öffnet sich, oder ein Abgrund. Das Highlight hier ist die Größe und Einsamkeit, fortwährend.
Manchmal kann Wyoming richtig fröhlich daherkommen. Da stellt man sich doch was lebhaftes und aufgewühltes vor. 200 Meter entfernt vom Schild ist DIE Tankstelle von Riverside. Zwei Sorten Sprit sind ausverkauft. Es gibt nur noch vom einfachsten 81 Oktan. Kein Problem, die Kati läuft auch mit Hustensaft. Überschäumend kommt Riverside so nun nicht daher.
Ein anderer Biker will seiner Honda sowas nicht zumuten und fragt mich, ob ich nicht zwei Blocks weiter mit ihm und seinem Kumpel was essen will. Dort sei es besser als an der Tankstelle. Glaub ich sofort.
Zwei Blocks? Der ganze Ort hat 200 Einwohner. Naja auf jeden Fall gibt´s da ne Bar, wo die beiden schon sitzen. Was gibt´s? Brat und Potato Wedges. Cola, nee nur Pepsi. Was ist Brat? Einfach Bratwurst. Alle anderen Gerichte gibt´s nicht mehr. Aber cooler, als der Typ, dem die Kneipe gehört, kann man den Mangel nicht mehr verwalten.
Das Foto zeigt das Gegenüber. Das ist keine Westernkulisse, sondern der Edeka und der OBI von Riverside. Wer wissen will, wie klein amerikanische Orte sein können, muss mal hier hinkommen.
Zwischendurch tun sich auf der Strecke auch mal Panoramen auf. Hier ist der Blick nach Süden, von wo ich geflohen bin. Mit Genugtuung sehe ich die Regenfahnen über meinen Spuren von vorgestern.
Was mich immer wieder beeindruckt, sind die Waldbrandgebiete. Das hab ich schon ein paarmal geschrieben. Aber dieses Gebiet hier hat ganz andere Dimensionen. Ca. 20 Kilometer fahre ich an solch völlig abgebrannten Hängen entlang. Was muss das für ein Inferno sein, wenn so riesige Flächen brennen.
Manchmal komme ich an einem Bach vorbei, das Wasser erscheint schwarz, wie auch der Boden und die verkohlten Stämme. Hier herrscht immer noch Endzeitstimmung.
Ganz im Gegensatz zu dem, was sich am Abend abspielt. Ich steuere einen sehr abgelegenen Campground an einem See an. Dort ist niemand aus einer Truppe von 4 Amerikanern, die so aus einem Spielfilm herausgefallen sein könnten. 4 Typen in Holzfällerhemden machen sich ein paar schöne Tage im National Forest. Einer ist dabei der intellektuelle Chef und die anderen sind für den Spaß zuständig.
Leider habe ich von der Begrüßung kein Foto. Ich komme an, die vier sitzen neben Ihren Quads jeder mit nem Bier vor dem obligaten 10 Meter Trailer. Ich frage, ob sie keine Angst vor Bären haben. Alle nicken und sagen doch klar. Hier gibt´s keine Bären, seit 40 Jahren ist keiner mehr gesehen worden, außer letzte Woche, dahinten, wo Dein Motorrad steht. Ich kriege ein Tröstendes Bier und das Angebot mal ein Quad zu fahren. Alles klar, ich dreh mal ne Runde. Seeehr gewöhnungsbedürftig.
Wir verabreden uns auf ein zweites Bier am Abend.. Die vier verschwinden zum Angeln, was ein Amerikaner am See halt so macht. Ich baue mein Zelt auf und freu mich schon mal auf das zweite Bier. Vor lauter Vorfreude fange ich sogar an Tee zu trinken.
Irgendwann kurz vor Einbruch der Dunkelheit, kommen die vier wieder. Ein riesen Campfire wird angezündet und das Bier fließt in Strömen. Dazu Musik vom Handy. Irgendwann kommt der eine Fisch, den sie gefangen haben auf den Grill. Das scheint den Jungs echt peinlich zu sein. Ein Fisch aufgeteilt auf vier Amerikaner, das würde ich bestimmt in Deutschland erzählen. Als zweiten Gang gibt es Hirsch mit Pfeil und Bogen geschossen. Daraufhin entbrennt eine wilde Diskussion, ob man lieber ein Gewehr nimmt oder direkt in den Supermarkt geht. Kurz, es ist ein wirklich vergnüglicher Abend. Die Biervorräte sind unerschöpflich, bald kommt noch ne Flasche Bourbon auf den Tisch und Matthew dreht sich einen Joint nach dem anderen. Ich muss tausend Fragen zu Deutschland beantworten und ein großes Thema ist immer wieder die Ukraine und meine Einschätzung, ob es denn einen dritten Weltkrieg geben wird und ob die Deutschen davor keine Angst haben. Ich gebe, gestärkt durch gefühlt 6 Dosen Bier, kompetent Auskunft.
Aber bald gerät der Krieg in den Hintergrund und es gibt einen Wettbewerb, wer am schnellsten den nächsten Song erkennt, Als dann nach ungezählten Led Zeppelin Songs auch noch Hotel California gespielt wird, kommt die eigene Gitarre ins Spiel. Die Fotos sind schlecht, ich denke, da ist ein bisschen Bier ins iPhone geschwappt.
Auch das größte Feuer braucht mal Nachschub. Die elektrische Kettensäge erinnert mich an die letzte Party in Eppstein.
Und ich muss morgen Motorradfahren…