USA offroad

Fuckin` cold

Eigentlich hätte ich heute liegenbleiben sollen. Beim Aufstehen war es ganze 2 Grad und bis ich losfahren konnte war das Thermometer auf 4 Grad geklettert. Kelly und Steve haben mich noch auf ein Abschiedsfrühgstück eingeladen. Als wir Goodbye sagen mussten war ich schon traurig und es hat bestimmt 50 Kilometer gedauert, bis das verflogen war. Auch wenn das Abenteuer lockt, fällt es mir immer schwer, gerade kennengelernte nette Menschen wieder loszulassen.

Die ersten Kilometer auf der Strasse waren unmeschlich kalt. Ich hatte alles an, was ich dabei hatte, aber die Kälte kroch in jeden Knochen. Das wurde dann schlagartig anders, als ich auf die Piste abgebogen bin.

Was zuerst mit etwas aufgeweichten Schotterpisten begann, wurde bald zur Schlammschlacht. Ich hab peinlichst drauf geachtet, ob ich jeden gefahrenen Kilometer auch wieder zurückfahren kann, falls ich umdrehen muss. Meine Route führte mich über einen Pass von 3.200 Meter, bis dahin waren es ca, 100 Kilometer und da kann viel dazwischen kommen, wie ich hier ja schon gelernt habe. Von Kälte war aber nichts zu spüren, dass Rühren im Schlamm hat den Kreislauf entsprechend in Gang gebracht.

Da alle Schlammpassagen erstmal auf dem Weg nach oben lagen, war mir klar, dass ich hier auch wieder runter komme, wenn ich rauf gekommen bin. Zwischenzeitlich war es aber schon grenzwertig.

Irgendwann kam dann auch wieder mehr Schnee ins Spiel und ein paar kleiner Bäche mussten durchfahren werden. Wenn dann auch die Füße nass und eiskalt sind ist auch die innere Balance wieder hergestellt.

Irgendwann war die Piste wieder trockener und ab 2.900 Meter gab es nur noch den Weg über die Asphaltstrasse, was erstens auch mal wieder Spaß gemacht und zweitens mehr Zeit zum Einsaugen der  Landschaft gelassen hat.

 

Zum Schluss finde ich einen kleinen Canyon, wo ich mir einen Platz zum Wildcampen suchen will. 

Zufällig komme ich am Campground “Promised land” vorbei. Das klingt nicht nur biblisch, sondern der Campground gehört auch der Kirche. Es sind eine ganze Reihe Jugendgruppen dort und der Empfang ist ausgesprochen herzlich. Der Preis ist sehr okay und ich werde direkt zum Abendessen eingeladen. Hallelujah.

Morgen soll es wärmer werden. 20 Grad sind vorhergesagt. Kann ich mal wieder gut gebrauchen.

Fucking weather – time to write

Das es so plötzlich kommen würde, daran hatte ich nicht geglaubt. Ich krabble aus dem Zelt und fühle, wie ich schon lange nicht mehr gefühlt habe. Das Handy gibt mir recht es sind 9 Grad in Evanston. Und ich bin hier. Die Wetterfarbe ist mittel- bis dunkelgrau. Was für ein Tag.

Gut das ich gestern Abend Steve kennengelernt habe. Erst hat er heimlich mein Nummernschild fotografiert, ohne was zu sagen ist er dann mit seinem Hund weiterspaziert. Ich stehe hier auf einem RV Campground. RV steht für Recreational Vehicle kurz auf Deutsch Wohnmobil. Kurz ist hier aber gar nichts. Gerade ist hier ein Truck auf den Platz gerollt. Ein großer Kenworth-Truck mit Sattelauflieger. Hinter dem Fahrerhaus steht ein Smart noch auf der Zugmaschine. Dann folgt ein 15 Meter langer Auflieger, der natürlich ein Wohnanhänger ist. Das ist der größte, den ich bis jetzt gesehen habe. Foto hab ich leider keins, aber zur Einordnung mal ein Bild von einem Pickup + Wohnauflieger. Und das ist hier gar nichts Besonderes sondern gehört zum alltäglichen Straßenbild.

Irgendwann taucht Steve dann wieder auf und fragt mich, ob ich tatsächlich mit dem Motorrad aus Deutschland hergekommen bin. Na klar 11 Stunden Flug und Du bist in San Francisco. Er fragt dann wo der Meyn Taunus Kries denn liegt in Deutschland. Offensichtlich weiß er mehr, als er zugeben will. Er hatte einer ehemaligen Arbeitskollegin das Bild von meinem Nummernschild gesendet und gefragt, ob sie damit etwas anfangen könne. Sie kommt aus Deutschland und hat ihm dann die intimen Details verraten. Während er das erzählt, wählt er schon ihre Nummer und ich muss mit Anne, ehemals aus Leipzig telefonieren. Es ist ein leichtes und lustiges Telefonat, denn sie hatte erst angezweifelt, das ich ein echter Deutscher sei. Das wurde aber jetzt auch Steve gegenüber offiziell bestätigt. Das Gespräch endet mit einer Einladung ihr Haus in Idaho. Dankeschön, aber da komme ich leider nicht mehr vorbei.

Steve ist begeistert von meiner KTM und hat selbst eine alte Honda XL 650, natürlich neben seinem riesigen Trailer stehen. Er lädt mich auf einen Whiskey oder ein Coors light in sein rollendes Appartment ein. Wir trinken den ganzen Abend Whiskey und ich erfahre viel über ihn und vermutlich auch Amerika. Steve ist in Rente und war früher Fahnder bei der Polizei in San Diego. Er zeigt mir tatsächlich die Bilder, die wir aus dem Fernsehen kennen. Er mit seinem Cop-Partner in einem typischen amerikanischen Polizeiwagen. Tatsächlich, das gibt´s wirklich. Auch das Posing-Foto mit riesiger Knarre und Sonnenbrille ist auf seinem Handy. Und ne Riesentüte Popcorn lässt er auch noch springen.

Später zeigt er mir noch die Knarren, die er dabei hat und die verschiedene Munition. Und zeigt er mir auch die Einschläge auf einer Zielscheibe aus ein Zentimeter dickem Stahl. Im Vergleich die verschiedenen Kaliber. Ballistisch gesehen hat mein Wissen sich gestern Abend vervielfacht. Er konnte gar nicht verstehen, dass ich noch nie, außer bei der Bundeswehr, eine Waffe abgefeuert habe.

Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus und frage nach den Features in diesem Wohnmobil, er zeigt und erklärt mir gerne Alles. So gibt es zum Beispiel eine Tankanlage für sein Motorrad. 100 Liter Sprit inklusive elektrischer Zapfanlage stehen nur für das Motorrad bereit. Und nochmal 100 Liter für den Stromgenerator. Dazu kommen Gas- und Wassertanks. Es gibt eine Garage, in der seine Fahrräder stehen und eine 4.000 Watt Musikanlage mit riesigen Boxen, größer als die von Dirk, die in Eppstein im Keller stehen. Die erkennt er nämlich sofort, als ich ihm den Zeitungsartikel über unsere Garage zeige.er braucht die Anlage, wenn er in der Wüste ist und dort mal stehen bleibt.

Kurz, das ganze ist ne Show der Superlativen. Ich empfinde das nicht als Angeberei. Ich frage und er antwortet begeistert. Er kann mit dem Trailer wochenlang autark irgendwo stehen, wenn es denn so sein soll.

Irgendwann kommt die Rede auf Biden, den er nicht mal für geeignet hält, hier auf dem Campingplatz das Tor auf und zu zu machen. Ich frage ihn, was er von Trump hält. Er Sagt; ihm sei gleichgültig, ob Trump korrekt seine Steuern entrichtet oder nicht. Für ihn ginge es darum, das Trump für ein unabhängiges Amerika steht. Amerika sei nicht abhängig von Russland oder China, es gäbe eine dicke Pipeline aus Alaska. Ich denke, er hat sich gerade noch verkniffen zu sagen die Amerikaner seien, wenn es nach Trump ginge, nicht so beschränkt wie die Europäer. Biden hingegen wolle sie alle zu Kommunisten machen.

Wow. Das war mal ne Stimme aus dem Volk. Natürlich gehört zu einem Ex-Polizisten auch ne gehörige Portion Patriotismus. Ich habe nicht gegen seine Meinung argumentiert. Ich wollte ja wissen, was seine Haltung ist und warum. Ihm ging es um Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Inflation, steigende Preise für Sprit und Fleisch, Law and Order. Für das alles setze Trump sich ein und Biden konterkariere das. Nun denn.

Ich habe nur gestern Abend ein Stück Verständnis für den Ursprung dieser Haltung entwickeln können. Die Leute hier tragen das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstversorgung inklusive Selbstverteidigung tatsächlich in jeder Faser mit sich. Wenn man selbst hier in den Weiten unterwegs ist und immer wieder, selbst wenn man auf der Strasse bleibt, über die Benzinversorgung nachdenken muss, oder über das Wetter, oder über die gefühlte Schutzlosigkeit weitab von anderen Siedlungen, dann bekommt die eigene Stärke, Unabhängigkeit und Wehrhaftigkeit einen anderen Stellenwert.

Nur um das klarzustellen: Meine Meinung zu Trump und dessen Politik, die ich umfassend ohnehin nicht kenne, hat sich um keinen Zentimeter geändert. Aber ich habe gestern mal einen kleinen Einblick in ein amerikanisches Durchschnittsleben (vermutlich?) bekommen und fand zumindest den gesamten Zusammenhang meiner Eindrücke von Steve und seine politische Haltung schlüssig. Ob Trump nun diese Werte oder Probleme tatsächlich behandelt hat oder (hoffentlich nicht nochmal) behandeln wird, ist eine andere Frage.

Aber da ist noch ein interessantes Detail, dass für mich erkenntnisreich war. Heute morgen hat Steve mich auf einen Kaffee, ne Kopfschmerztablette und ein Rührei wieder in seinen Trailer gebeten. Das war ein Geschenk Gottes, bei neun Grad und Nieselregen. Als er so das Ei von der Pfanne auf die Teller bringen will, sagt er das sei doch ein gutes Foto. Ich nehme die Aufforderung an und knipse das Geschehen.

Eine Viertelstunde später bittet er mich, ihm das Foto mal zu zeigen. Er guckt und sagt, meine Freunde würden jetzt bestimmt viele Fragen fragen. Er sei eben nicht ganz normal und dann erzählt er mir die Geschichte, dass er sich schon immer als Frau gefühlt hätte. Irgendwann hat er dann operativ nachgeholfen. Jetzt fühle er sich pudelwohl. Er stehe aber weiterhin auf Frauen. (Er holt auch gerade seine Freundin ab, die ich dann hoffentlich auch noch kennenlerne.) Und je nach Anlass würde er auch Frauenkleider tragen oder nicht. Heute trug er nur Ohrringe, die klar Frauenohrringe waren. Seine Geschichte und die Reaktionen seines Umfeldes waren typisch, gleich denen, die ich aus dem Fernsehen oder irgendwelchen Magazinen kenne. Mir selbst waren die Brüste zuerst gar nicht aufgefallen, aber irgendwann war klar, da ist irgendwas anders als erwartet. Was hinter so einem Leben steckt, kann ich nicht im geringsten beurteilen. Und von daher ist es auch unangemessen, das, was er erzählte, als typisch einzuordnen. Ich habe auch keine intimen Kenntnisse vermittelt bekommen und das würde ich auch nach so kurzer Zeit des Kennenlernens nicht wollen.

Steve sagte, ich könne meinen Freunden jetzt jede Antwort auf das Foto geben. Er würde ohnehin sein Leben so leben, wie er es jetzt tut. Für mich war das auch das Okay, diese Geschichte hier in diesem Blog zu verbreiten. Für mich war das kein voyeuristisches Abenteuer und es soll keine „Hast Du noch nicht gehört“-Geschichte sein.

Für mich ist das wichtigste, dass ich mal „so jemanden“ kennengelernt habe. Und dabei selbst erfahren habe, dass sich solche Menschen, bis auf ihr geschlechtliches Lebensgefühl etc., nicht von anderen Menschen unterscheiden müssen. Steve lebte und lebt ein offensichtlich normales und glückliches Leben mit seiner Freundin, seinen drei Exfrauen, seinen zwei Kindern und seinem Hund. Wenn man nur die organischen Bestandteile erwähnen will. Das habe ich erst heute verinnerlicht. Ich hätte einen mehr absonderlichen Charakter erwartet. Übrigens das „Hausfrauen“-Foto mit der Pfanne hat keine besondere Bedeutung. Steve hat in keiner Art und Weise irgendetwas weibisches zur Schau gestellt. Gar nicht. Er ist einfach nur ein sehr guter Gastgeber.

So, das war mal ein langer Text. Und sowas entsteht natürlich nicht unter normalen, gar luxuriösen Bedingungen. Tatsächlich sind irdische Entbehrungen notwendig, um einen solchen literarischen Marathon überhaupt nur anzugehen.

 

Das war der einzige Ort auf dem Campground, der warm, trocken, WIFI und Strom hatte. Ich  hoffe ich kann diese Wirkungsstätte morgen verlassen. Es hat inzwischen aufgehört zu regnen und windy.com gibt grünes Licht für morgen.

Wir können auch anders

Geht´s noch!? Schon wieder liegt Schnee auf meinem Weg und der Baumstamm ist noch größer als der von Vorgestern. Hier konnte ich aber drumrum fahren.  Aber ein paar Kurven später eröffnete sich ein neues Drama.

Heute sind viele Amerikaner mit Buggies hier in den Bergen unterwegs. Direkt vor mir hat sich einer festgefahren. Ein zweiter Buggy kann ihn aber problemlos aus dem Schnee ziehen.

Ich ziehe mit den Stiefeln eine Spur durch den tiefen und aufgewühlten Schnee, denn nochmal umdrehen  möchte ich nicht. Ich bin gerade fertig, da liegt vertrautes Einzylinder-Brummen in der Luft. Von der anderen Seite kommt ein Amerikaner in Jeans und T-Shirt auf einer KLR 650, fährt beherzt in meine neu gezogene Spur und legt sich auf´s Maul. Das Motorrad liegt mit den Reifen nach oben auf der Seite. Ich helfe ihm beim Aufheben und schieben. Noch zwei Umfaller, dann sind wir durch. Jetzt geht alles ganz schnell. Er hilft mir auch beim Durchfahren und am Ende sind wir beide ein Stück weiter. Das war der einzige Motorradfahrer, der mir heute offroad begegnet ist. Und zwar genau im richtigen Moment. Manchmal läuft´s eben.

Das sieht doch schon eher nach Shiloh -Ranch aus. Insgesamt läuft mein Weg fast die ganze Zeit zwischen 2.400 und 2.800 Metern Höhe. Immer wieder gibt´s auch Kühe und, seit heute auch, Schafe.

Ansonsten ist der Tag eher unspektakulär. Allerdings begegnen mir heute mehr Leute als zusammengenommen in den 12 Tagen zuvor. Buggy-Fahrer noch und nöcher, Motocrosser und Mountainbiker. Offensichtlich ist hier ein beliebter Abenteuerspielplatz.

Zum Schluss lande ich bei sehr starkem Wind in Evanston / Wyoming kurz hinter der Grenze zu Utah.

Aus den 29 Grad von heute sollen morgen 18 und übermorgen 14 werden. Tagsüber. Nachts gehen die Temperaturen runter auf 2 (zwei). Hinzu kommt Regen und weiter starker Wind. 

Schaun mer mal…

Surfin USA

Ist das ein Zeltplatz oder ist das ein Zeltplatz? Wahnsinn, nach 500 km Asphalt bin ich heute Am Bear Lake in Utah angekommen. Das ziemlich kalte Wasser hat nach dem heißen Ritt dann doch die schwer geschundenen Lebensgeister wieder auf den Plan gerufen.

Ich bin wirklich durch den Tag gesurft. Losgefahren mit der Idee über Salt Lake City um in Evanston wieder auf meinen Offroad-Track zu kommen. 

Nach einer Stunde Highway-Dröhnung bin ich auf den Gedanken gekommen ich könnte doch auch die Salt Lake Desert durchkreuzen und dann quer über den Salzsee fahren. Ich hatte gesehen, dass es eine Piste gibt. Also runter vom Highway und die entsprechende Richtung eingeschlagen. Wichtig war natürlich zwischendurch auch mal wieder zu tanken.

Da war ein Dörfchen namens Montello die richtige Adresse. Könnte eigentlich auch in Italien sein. Aber dann hätte die Tankstelle anders ausgesehen. “Gas & Grocery” war Name und Programm. Der Pächter entschuldigt sich freundlich, dass die Premium Pumpe noch ein bisschen Anlaufschwierigkeiten hat, weil ich heute der erste war, der diese edle Sorte (91 Oktan) hier tankt. Montello ist nicht das Schwungrad Amerikas.

Dann spricht mich Nathe auf Deutsch an. Er hat tatsächlich in Utah auf der Universität Deutsch gelernt. Es klemmt schon ein bisschen, aber wir können uns unterhalten. Er hat wohl Goethe lesen müssen die Sonette und den Erlkönig. Auweia, ich hab ihm dann den Altmann empfohlen. 🙂 Ich frage nach seinem Job. Er sagt, er möchte sich zur Ruhe setzen. Gute Idee finde ich. Er hat 8 Hecktar Land vom Staat gepachtet und zahlt dafür 40 Dollar pro Jahr. Das Stückchen Land liegt zwei Stunden zu Fuß von hier in den glühend heißen Bergen. Er wohnt da in seinem Auto und pflanzt Gemüse an. Das klingt schon sehr pur.

Leider habe ich keine Fotos von den Wohnwagen, die ein, zwei Meilen vor dem Ort einfach in der Steppe standen. Ein paar Solarpanels davor und das wars. Mich hat das sehr an die Nomadenzelte in Marokko erinnert, die irgendwo im Nichts stehen und den Bewohnern irgendein Leben ermöglichen. Unglaublich hier in den USA dazu eine Analogie zu finden.

Ich erzähle ihm von dem Plan mit dem Salzsee, er rät ab und meint der Weg in die Berge sei sicher schöner. Es ist 9:30 am Morgen und schon wirklich heiß. Ich stelle mir vor, wie es wohl in zwei Stunden auf dem Salzsee sein wird. Dabei fällt mir ein, dass ich das in Afrika niemals bei dieser Hitze und erst recht nicht allein tun würde. Also gut, ich verlasse das antike Montello und fahre in die Berge. Dort komme ich schon irgendwie auf meinen Offroad Track.

Die nächste Station ist dieser Diner in Snowhill.  Ist der Name ein Zeichen? Werde ich wieder weiß stecken bleiben? Der Diner ist ziemlich voll, was sicher nicht am Interieur liegt. Das ist echt runtergekommen und eigentlich gibt es den Laden, so wie den ganzen Ort bestimmt nur, weil es hier nach 160 Kilometern mal wieder ne Tankstelle gibt. 

Was gestern ein Wahlaufruf war, sind heute andere Trump-Devotionalien. Ich hab heute nur ein bisschen vom Landleben in Nevada und Utah kennengelernt. Wenn man die Menschen und die Lebensumstände sieht und sich vorstellt, dass ne Pizza 15 Dollar kostet, dann weiß man mit welchem Speck man hier die Mäuser fangen kann.

Beim Cheeseburger gibt`s neue Facebook-Nachrichten. Die Utah-Gruppe in der ich bin, weiß Bescheid, dass ich morgen auf die zweite Sektion des Tracks fahren will. Ich hatte nach Mitfahrern gesucht. Ein erfahrener Biker schlägt vor mit Sektion 1 anzufangen, dass sei die schönste in ganz Utah. Sie beginnt am Bear Lake. Okay, klingt nicht schlecht. Also fahre ich zum Bear Lake, dort gibt es einen sehr schönen Campground sagt iOverlander.

Und so sieht er aus 2.200 Metern Höhe aus. Es hat sich gelohnt, den Plan gleich zweimal umzuwerfen, denk ich mir, als ich in Badehose am Ufer stehe.

Der Zugang zu meinem Track ist quasi um die Ecke. Alles gut, der Tag hat mich umarmt.

Schlecht gelaufen

Nein ich hab die Schlange nicht überfahren. Auch wenn ich zweimal die Chance dazu gehabt hätte, aber dazu später mehr. Die Schlange lebt meines Erachtens, aber nur der erhobene Kopf veranlasst mich dazu, dass zu glauben. Die Schlange verharrte in Totenstarre und sah sich weder beim Vorbeifahren, noch beim Zurückkehren zu irgendwelchen Moves veranlasst.

Tatsächlich sahen die ersten Kilometer heute morgen so aus. Ich war schon um 6:45 unterwegs. Das gibt ein bisschen Vorsprung vor der Hitze. Und wie ich kilometerlang an diesem Zaun vorbeifahre fallen mir Szenen aus Bonanza oder der Shiloh Ranch ein. Da sind doch immer irgendwelche kernigen Jungs losgeritten um fernab der Ranch Zäune zu reparieren. Damals gabs vielleicht noch keine Telefonleitungen, aber so ähnlich muss sich das angefühlt haben.

Noch ein paar Kilometer weiter das nächste Dejavus. Die Shiloh Ranch hatte doch auch ein Tor, durch das die Jungs geritten sind. Nicht so hässlich, stählern und weiß, aber mit Namenszug, wenn ich mich recht erinnere. 

Und dann reiht sich ein Traumpanorama an das andere. Es war klar, heute steht Bergfahrt auf dem Programm. Nach Norden über die Berge will ich Nevada verlassen und über Idaho nach Utah fahren, um mich dann wieder Richtung Süden zu orientieren.

Die Strasse windet sich immer höher bis sich am Ende auf 2.500 Meter Höhe das Ultimative 180 Grad Panorama aufbaut.

Es ist immer noch angenehm warm. Unten in Elko waren es gestern 33 Grad. Es tut gut hier oben unterwegs zu sein. Es weht ein leises Lüftchen und zugegebenermaßen ist hier noch nicht so lange Frühling. Trotzdem die Laune ist bestens, diese Strecke gehört sicher zu den schönsten, die ich bisher gefahren bin.

Als ich die Passhöhe erreicht habe, läuft die Strasse auf der anderen Seite des Bergkamms nach unten. Mein Zwischenziel Jarbidge ist jetzt noch 6 km entfernt.

Und dann schlägt das Abenteuer zu. Tatsächlich liegen hier oben vereinzelt Schneefelder, die noch gut 1 Meter hoch sind. Zwei davon überfahre ich, nachdem ich vorher mit den Stiefeln ne spur reingetreten hab. Aber dann kommen noch umgestürzte Bäume dazu. Umfahren geht nicht. Der Hang ist relativ steil und die Schneefelder sind überall.

Ich gebe auf. Ich weiß nicht, wie viele Schneefelder ich noch überqueren muss. Wie viele umgestürzte Bäume weggeräumt werden müssen. Und vielleicht wird ja alles nur noch schlimmer. Es sind zwar nur noch 6 Kilometer, aber die können sehr lang werden. Und nichts ist schlimmer, als nach 3 Kilometern fix und fertig  festzustellen, dass alle Hindernisse jetzt nochmal überwunden werden müssen, nur um wieder zurück zu kommen. Wenn das dann noch geht.

Meine zwei Schneewehen schaffe ich locker nochmal. Aber jetzt stehen 160 Kilometer Rückweg an. Es gibt für mich keinen anderen Weg, als dahin zurück zu fahren, wo ich heute morgen gestartet bin. Im Wesentlichen weil dort die nächste Tankstelle ist. Mein Sprit wird gerade reichen, um dort anzukommen. Ein bisschen Puffer hätte ich noch, aber sicherheitshalber lasse ich das Motorrad erstmal 15 Kilometer ohne Motor bergab rollen. Das geht besser als erwartet. Zwischendurch muss der Motor mal wieder nachhelfen, aber insgesamt läuft das sehr locker. So muss es sich bald auf einem E-Motorrad anfühlen. Kann ich mir seit heute vorstellen.

Die Lone Mountain Station steht an einer Kreuzung und erscheint mir als die Oase überhaupt. Der Frust und die Hitze haben mich müde gemacht. Ne eiskalte Cola wäre jetzt das richtige.

Die Bar ist ohne Zweifel ein erlebbares Stück Amerika. Zwei Fernfahrer sitzen an der Theke und quatschen im breitesten Slang mit der Barfrau mit Basecap und Tanktop. Meine Cola gibts natürlich im free refill. Am Ende kostet 3 große Becher Cola inklusive 2 Kilo crashed ice 2 Dollar. Das war es allemal wert und mein angeschlagenes Gemüt kann wieder lächeln. Beim Anziehen der Jacke gerate ich mit dem Arm in den Deckenventilator, aber das hat ja keiner mitbekommen.

Aber eins muss noch gesagt werden: Der Wandschmuck besteht nicht nur aus Dollarscheinen, Sternen und Geweihen, sondern auch aus Wahlplakaten.

Na dann. Wär ja Klasse, wenn da auch ein paar Schneewehen dazwischen kämen.

Morgen fahre ich Richtung Salt Lake City/Utah. Die Bergregionen sind sicher auch in Utah noch teilweise nicht befahrbar. Von daher schleiche ich mich eine Etage tiefer über die Grenze. Und guck mal es sich da so leben lässt.

Retired

Achtung Wortspiel! Mein Motorrad brauchte dringend neue Reifen. Also war hier in Elko NV eine gute Gelegenheit dazu. Wie dringend der Austausch war, erkennt selbst der unbeübte Betrachter.

Den Freaks vom Rechnungswesen und Controlling  sei versichert: Das hat sich gelohnt. Insbesondere war es sehr erfrischend, mal in einen Bikershop zu gehen, Reifen auf Lager zu kaufen und die Montage kostenlos und zwar sofort ohne jede Wartezeit zu bekommen. Das ist im Juni in Deutschland unvorstellbar. Ich dachte das geht nur in Marokko oder in Kasachstan, aber tatsächlich geht´s auch in USA. Was ist da bei uns so anders?

Das ist der freundliche Mechaniker, der´s gerichtet hat. Beim Ausbauien der Räder hat der Verkäufer aus dem Laden geholfen, Und selbstverständlich konnte ich in der Werkstatt auch selbst und kostenlos meine Luftfilter reinigen und neu ölen. Service in USA, what else?

Da Elko keine Heuschrecken, sondern Menschen beherbergt, Gibt es hier auch die typische Infrastruktur zum Beispiel in Form von Riesen-Supermärkten. Hier ein Albertson, das ist wohl sowas wie der Edeka der USA. Da es ja meistens um die Wurst geht, hier nur der Blick auf die Auswahl an abgepackten Würsten. Ohne Worte.

Danach ging´s für mich noch zum Baumarkt, mir fehlten zwei Minischrauben für ein Stativ, kein Problem, der gute Mann am Tresen hat gesucht, gefunden und mir die Schrauben geschenkt. Very cool.

Ich hatte schon öfter solche Situationen, Du bist in einer fremden Stadt und musst irgendwelche Dinge erledigen. Du hast keine Ahnung was es wo gibt und es ist auch nicht offensichtlich, welche Geschäfte oder Werkstätten die richtigen sind. Ich finde es immer sehr erfrischend morgens loszufahren, mit der ersten Adresse zu beginnen, und dann über Fragen und mehrere Stationen genau das zu bekommen, was man braucht. Mir verstärkt das immer wieder den Glauben an die Menschheit. 

Apropos Infrastruktur, natürlich war heute auch mal ein stilechtes Breakfast in America drin. Hab´s gerade noch geschafft das Foto zu machen, bevor es gänzlich verschwunden war.

Tja, und DAS Ereignis in der Stadt ist die Mining Convention. Ein Kongress für Betreiber von Goldminen. Elko war und ist eine Minenstadt. Auf diesem Kongress wird ne ganze Reihe von wirklich grobem Werkzeug ausgestellt. Am beeindruckendsten fand ich dieses Meisterstück das German Engineerings.

Morgen fahre ich weiter Richtung Norden nach Idaho. Hoffentlich lässt der Schnee es inzwischen zu. Am 31. Mai lagen noch 40 cm auf der Strecke…

Vielleicht muss ich dann mal ein zwei Nächte auf Campgrounds übernachten ohne WIFI und so. Vor mir liegen ca. 700 Kilometer Nichts. Zwischendurch gibt es schon Tankstellen, aber keine richtigen Orte. Kann sein, dass es jetzt mal ein oder zwei Tage ruhig bleibt.

Ich kann noch nicht abschätzen, wie es läuft die nächsten Tage. – Stay tuned.

 

#Die sind mehr

Als mir hier mein Handschuh runtergefallen  ist und ich danach gegriffen hab, hat mich tatsächlich so’n Vieh angesprungen. Dabei hab ich echt ne Gänsehaut gekriegt. Ich hatte den Eindruck, dass die Scheu, die die Viecher alleine hatten verschwunden war, als sie soviele wurden. Google sagt, dass die Jungs sich gegenseitig fressen. Das führt dazu, dass die Teile immer in Bewegung sind, da sie ständig davon ausgehen müssen, dass von hinten der Kollege zubeißt.

Seitdem ich das weiß, gucke ich auch öfter schon mal in den Rückspiegel.

Ausgehend von Austin habe ich 150 KIlometer lang diese Heuschrecken auf der Piste gesehen, mal mehr, mal weniger. Das Foto zeigt allerdings meinen persönlichen Höhepunkt. Das müssen Milliarden sein, die da unterwegs sind.

 

Ansonsten sah der größte Teil der 385 Kilometer heute ungefähr so aus. Das macht auch mal Spaß über diese Schotterautobahnen zu fliegen. Vor allem gibt´s hier keine Speed Limits. Und begegnet ist mir den ganzen Tag nur ein Pickup. Orte hab ich keine durchquert nur an einer Farm bin ich vorbei gekommen.

Manchmal findet sich in kleineren Seitentälern allerdings auch eine solche Idylle mit viel Vogelgezwitscher, das auf dem Bild nicht richtig rüberkommt. Da wird’s doch auch dem härtesten Biker warm ums Herz.

Heute Morgen um 7 direkt nach dem Losfahren, ist mir diese Kleinfamilie begegnet. Durch die tiefstehende Sonne fand ich den Staub ganz interessant für´s Foto. Aber ich hab mich schon beeilt und genau darauf geachtet, ob die drei Kurs auf mich nehmen. Es sind ganz normale Kühe, die allerdings meistens pechschwarz sind und so schon bedrohlich aussehen. Den ganzen Tag über hatte ich viele Begegnungen damit. Gelernt hab, das so eine Kuh erst flieht, wenn man ca. 10 Meter davor ist. Dann aber unglaublich hektisch. Gleich ob man schnell oder langsam drauf zu fährt. Mittelprächtig in Aufruhr versetzt beläuft sich Höchstgeschwindigkeit von so einer amerikanischen Kuh auf 40 km/h. Das weiß ich, weil die Viecher immer in Fahrtrichtung fliehen und somit tatsächlich manchmal neben mir herliefen. Also eigentlich nicht flohen sondern mich begleitet haben.

Schön wenn es Bäume gibt. Dann gibt´s auch ne Mittagspause mit Nickerchen. Kann schon mal ne Stunde dauern. Hier sieht man den Blick darauf aus zwei Perspektiven. Während der Reiter im Schatten liegt, muss dass Pferd leider in der Sonne grasen. Ich hab mir Mühe gegeben einen ähnlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen wie die Kati.

Noch im Wachzustand, hab ich mal auf meine Offline-Karte geguckt, wo der Baum denn steht, unter dem ich da so liege. Ganz grob lässt sich sagen, dass es ungefähr 50 Kilometer Luftlinie bis zur nächsten befestigten Strasse gewesen sind. Ganz schön weit draußen ließ sich hier echt in Ruhe Pause machen. Dazu gibt´s dann seit ein paar Tagen Fisch aus der Dose und ein paar Tortillas.

Ein paar Stunden später, kam mir das Thema ziemlich weit draußen noch mal in dem Kopf. Irgendwo im Nirgendwo ging plötzlich bei voller Fahrt der Motor aus. Anhand verschiedener anderer Indizien ließ sich schnell herausfinden, dass es um ein Belüftungsproblem bei meinem Zusatztank handelte. Das ließ sich dann leicht lösen. Aber die Situation als solche macht einen schon mal nachdenklich. Auch wenn ich soweit abseits unterwegs bin, sind das bekannte Routen tatsächlich sehe ich auch meistens eine Motorradspur vor mir auf den sandigen Wegen. Aber ich denke man müsste schon mal ein zwei Tage Geduld haben, bis hier jemand vorbeikommt.

Am Ende komme ich unbeschadet am Ziel in Elko an und suche mir ein Motel. Auf dem Parkplatz steht neben mir, das mit Abstand größte Auto, dass ich im Strassenverkehr bislang gesehen hab. Der könnte sich mein Motorrad statt Duftbäumchen locker an den Rückspiegel hängen. Ich konnte mein Kinn ohne mich zu bücken auf die Motorhaube legen. Und mein Kinn trage ich fast so hoch wie die Nase.

In der Rezeption wartete direkt der nächste Superlativ. Piet ist der Besitzer des großen Motels. Sicherlich der freundlichste, der mir bislang begegnet ist.  Auf die Frage nach der Restaurantempfehlung hat er nicht nur umfassend Auskunft gegeben, sondern mich auch direkt hingefahren und nach Anruf auch wieder abgeholt. Unbelievable.

Ich bleibe einen Tag in Elko weil ich mal ne Pause und das Motorrad neue Reifen braucht. Die hab ich gestern quasi schon vorbestellt.

Menschen, Tiere, Sensationen

Technisch ist das Foto katastrophal. Aber trotzdem DER Aufmacher für den heutigen Blog-Eintrag. Warum? Das ist Victor, ein Serbe, der vor 18 Jahren dieses Haus gekauft hat.

Das Haus wurde 1861 gebaut und ist die runtergekommenste bar, die ich je gesehen habe. Ich wollte gar nicht da rein, aber Victor saß mit einem Drink vor der Tür und fragte mich, ob ich Heuschrecken mag.

Davon gibt es hier nämlich ganz viele. Ich würde mal sagen 2-3 pro Quadratmeter. Und zwar überall, wo Du gehst und stehst und die Toten sind noch nicht mitgezählt. Ansonsten gibt es hier auch keine anderen Lebewesen, außer dem Tankwart.

Diese Perle Nevadas heißt Austin und hat 175 Einwohner, sagt Victor. Seine zahnlose Frau widerspricht und meint es seien maximal 50 – 100. Kurz hier ist alles hässlich, einsam und todgeweiht. Der Tod selbst ist vermutlich schnell hier durchgeritten. Bevor er mit dem Harz gnädiger umgegangen ist. Alle Geschäfte, Bars und Restaurants sind zu, für immer. Der Stadt scheint das auch bewusst zu sein und deshalb wird mit der Morbidität auch noch geworben.

Na da muss man doch mal gewesen  sein.

Victor jeden Falls versucht sein Geschäft wieder in Gang zu kriegen. Und wenn nichts draus wird, erfindet er ein Gift gegen die Heuschrecken und verkauft es der Regierung so sein Plan B. Auf der Haben-Seite ist zu verbuchen, dass ich mit zwei Pilsener Urquell versorgt worden bin, während Victor aus seinem 80jährigen Leben erzählt hat. Wie er die 5 Hells Angels erschossen hat, die sein Spanferkel klauen wollten, oder wie er sich mit einen Eltern im zweiten Weltkrieg in den serbischen Bergen versteckt hat. Ich war eine Stunde in der Bar. Alleine mit ihm und seiner Frau. Seine Frau mochte mich nicht, und so durfte ich mich nicht weiterumschauen. Da stand ne alte Jukebox, die Decke war mit Dollarscheinen tapeziert. Die Bar war aus Massivholz und von Engländern ums Kap Horn hier nach Nevada gebracht worden. Naja, wenn ich hätte fotografieren dürfen, es hätte ne Fotostory draus werden können. Diese ganze Szenerie vergesse ich nie, die Genickschussstimmung im Ort, überall diese Heuschrecken und dann Victor mit seiner zahnlosen Frau,

Aber es gibt ja auch noch andere Amerikaner, so wie diese hier. Die haben einen schönen Pub in the Middle of Nowhere. Belmont ist der klangvolle Name einer verlassenen Minenstadt. Neben den historischen Gebäuden gibt es an den Hängen auch ein paar Villen. Als ich die KTM vor der Tür parke erzählt er direkt von einem Amerikaner, der die Dakar gewonnen hat und hier Endurotrainings macht. Hier gibt es kein Telefon und kein Internet. Ich erwische die beiden, wie sie Elon Musks Starlink auf nem Tablet installieren. Meine Cola ist umsonst. War ein netter Boxenstop.

Und das grün kommt zurück. Nach dem Nevada heute morgen noch so ausgesehen hat. Erscheint es jetzt deutlich floraler.

Na klar da geht noch was. Aber ich finde, das lässt hoffen. Ich bin sogar schon durch kleinere Bäche gefahren. Das hat es bisher auch noch nicht gegeben. Und nicht nur Pflanzen kommen zurück in mein Leben, auch Tiere und nicht nur Heuschrecken.

Unterwegs bin ich mehrfach “frei” laufenden Pferden in riesigen Landschaften begegnet. Das verstärkt die Anmutung von Freiheit und Abenteuer natürlich nochmal erheblich.

War ein schöner Tag heute, Menschen, Tieren und Sensationen. Und jetzt gibt’s noch ein Bier von der Tanke. Da wartet schon jemad auf mich.

Goldrausch

Bevor es hier tatsächlich losgeht, noch ein paar Worte im Vertrauen. Der Anfang des heutigen Tages war dann doch schwer verstolpert. Die Nacht war gut, das Motorrad war gepackt, der Sitz der Schrauben kontrolliert und der Luftfilter getauscht. Es sollte nur noch zum Supermarkt gehen, um was zu beissen für unterwegs zu besorgen.

So sah es da heute morgen aus. Es war schon ziemlich war und ich hab das letzte bisschen Schatten am Zaun für mich als Parkplatz entdeckt. Im Supermarkt war auch niemand außer der Kassiererin und ich hab das Nöltigste für unterwegs in meinen Wagen geworfen. Damit bin ich dann nach der Kasse auch zum Motorrad gerollt, hab alles verstaut und da ich ja ein ordentlicher Deutscher bin hab ich auch meinen Wagen wieder zurück gebracht. Dabei höre ich ein Krachen, drehe mich um und sehe einen großen Truck am Supermarkt vorbei donnern. Aha, der war´s wohl. Als der Einkaufswagen eingereiht war, drehe ich mich um und sehe mein Motorrad auf der Seite liegen. Ich hab wohl den Trinksack auf die falsche Seite vom Lenker gehangen und die ganze Fuhre ist umgekippt. Dabei wurde der Zaun zertrümmert und das Motorrad lag so, dass ich kaum dran kam, um es wieder aufzuheben. Das gesamte Gepäck musste sowieso runter, sonst kann ich die Kiste nicht aufheben. Kurz eine Riesenmaloche, kein Mensch weit und breit zum mit Anpacken. Als die KTM wieder aufrecht steht, hab ich dann alles wieder aufgeladen und verzurrt. Was für ein Tag. Zumindest bin ich ruhig geblieben. Abpacken, aufheben und wieder aufladen hab ich fast meditativ geregelt bekommen. Und so hatte der Tag ne Chance einfach normal weiterzugehen. Verluste sind auch zu verzeichnen. Die Frontscheibe ist zerbrochen, der Helmhalter für die Gopro ist zerstört und der Schalter für die Griffheizung baumelt nun lose vom Lenker. Alles nicht schön, aber zu verschmerzen. Shit happens.

Nach ein paar Kilometern Strasse geht es auf die Piste Richtung Goldpoint. DAs ist doch mal ein Ziel. Sofort offenbart sich hier auch, was der Tag so für mich bereit hält. Wüste, Wüste, Wüste. Unendlichkeit auf Erden. Es wird ein fantastischer Trip. Die Hitze ist verflogen und kommt heute auch nicht mehr zurück bis auf weiteres spielt sich jetzt auch alles in ca. 2.000 Meter Höhe ab. 

In der Gegend durch die ich zuerst komme, stehen ein paar Ruinen von Gebäuden, die zu einer Minenstadt gehört haben. Davon gibt es hier einige. Und Mitte des 19. Jahrhunderts war hier sicher mehr los als heute.

Aber schon kurze Zeit später sieht mein Panorama so aus. Und zwar egal ob ich nach vorne oder in den Rückspiegel gucke. Die erste Etappe hat ca. 60 Kilometer exakt in diesem Setup. Eine schnurgerade Piste mit viel Sand und Steinen. Eingerahmt von diesen verdörrten Büschen.

Nach hundert Kilometern errreiche ich Goldpoint eine Minisiedlung aus der Zeit des Goldrauschs. Ich sehe niemanden aber offensichtlich ist das hier eine Touristenattraktion. Die kleine Siedlung ist gut erhalten und die wenigen Straßen soind voll mit all den Dingen, die man zum Goldschürfen damals gut gebrauchen konnte.

Die nächste Wüstenetappe beginnt. Joshua trees und ein Tafelberg betreten die Bühne. Doch irgendwann fahre ich tatsächlich durch so etwas wie einen Wald. Die Wüste hat sich zurückgezogen. 

Ich kenne Sandpisten, Schotterpisten, Eispisten und was es noch so gibt, aber Holzpisten hatte ich noch nicht. Weite Strecken des Waldes, bzw,. des Weges dadurch waren  mit kleinen Holzstücken, gebrochenen Ästen oder Ähnlichem übersät. Fahren über zerbrochene Äste fühlt sich nicht gut an. Am Ende des Waldes wartet wieder Wüste. Da weiß man was man hat.

Heute Abend habe ich Tonopah erreicht. Eine kleine unansehnliche Stadt, durch die viele schwere Lkw fahren. Hier passiert es dann zum zweiten Mal. Die Polizei verfolgt mich mit Sirene. Gestern hatte ich ein Stop-Schild überfahren und heute war das Speedlimit nicht passend für mich. Jedesmal herrscht Verwirrung wegen meines deutschen Kennzeichens. “Are you guys allowed to drive with this plate in the US?” fragt der Polizist mich!? In guter alter Beratermanier versichere ich “Sure, Sir”. Ein Blick in meinen Pass, eine strenge Ermahnung und die Sache ist vergessen.

Morgen geht´s dann weiter Richtung hohe Berge. Mal sehen, wie weit ich komme!?

105 Grad Fahrenheit

Das Milchstraßenfoto von gestern Abend hat Jeff mir heute zugeschickt. Die Qualität hat beim Transport offensichtlich sehr gelitten. Aber dennoch wird erkennbar, was wir da gestern Abend sehen durften. Heute morgen gab es dann noch nen gemeinsamen Kaffee und dann bin ich losgefahren.

Die erste Station war Cerro Gordo ein Pass (2400 m) auf dem eine kleine alte Minenstadt steht. Die war aber so unansehnlich, dass ich sie noch nicht mal fotografiert habe. Der Weg rauf war durch viel Wellblech ziemlich unangenehm zufahren. Der Weg runter war durch den manchmal tiefen losen Schotter gar nicht so ohne. Aber die ersten Joshuatrees geben dem ganzen schon ne deutliche WIldwest-Anmutung.

Weiter gings dann durch die Mojavewüste, die aus Millionen von Joshuatrees besteht Diese Pflanzen, die eigentlich gar keine Bäume sind, wachsen wohl nur hier in diesem Landstrich unter unglaublich kargen Bedingungen.

Die Piste führt dann in ein 30 Kilometer langes Tal. Die Staubpiste, die mitten durchlief machte euphorische 100 km/h möglich. So hatte ich mir das motorisierte Cowboy-Dasein immer vorgestellt. Danach ging es dann allerdings über den beinharten Lippington Pass, der mit der Africatwin wahrscheinlich für mich nicht möglich gewesen wäre,

Letztendlich fuhr ich auf verschlungenen Wege durch die Berge auf das Death Valley zu. Insgesamt 160 Kilometer durch einsame und weite Täöler musste ich zurücklegen, um dann in einer vulkanisch geprägten Landschaft nach Vollendung die entscheidenden Hinweise zu bekommen. Sehr stilvoll mit Wappentier.

Im Death Valley selbst wurden alle Erwartungen erfüllt. Es war so heiß wie ich es selten zuvor erlebt hatte, Es müssen wohl an die 40 Grad gewesen sein. (Ein Bild von den mesquite sflat dunes will einfach nicht durch das WLAN flutschen.) Ich hatte Furnace Creek als Etappenziel und war schon um halb drei dort. Aber der von mir erträumte kleine Ort war nichts weiter als eine Tankstelle und so etwas wie ein Ferienresort. Der Campground ohne Schatten, wäre gar nicht gegangen. Nach kurzem Plausch mit einem Harleyfahrer aus Las Vegas hab ich mich entschlossen, etwas abzukürzen und dierekt rüber nach Nevada zu fahren. Eine weitere heiße hundert Kilometerschleife, nur um noch weiter südlich rüberzumachen, hab ich mir dann gespart.

 

Hinter einer kleinen Bergkette war die Hitze war sofort verschwunden. 35 Grad lassen sich auf einmal prima aushalten. Letztendlich gelandet bin ich in Beatty. Es war mal wieder ein Motel fällig, mit Dusche und Klima und so.

Morgen gehts weiter Richtung Norden. Hab eben ein Foto gesehen, dass in Nord-Nevada noch Schnee liegen soll… Aber den erreiche ich morgen sicher nicht.

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