Husqvarna 701 LR

ENDURADO war in Kroatien

Zuerst nach Istrien

Pazin -das kroatische Verwaltungszentrum der Halbinsel Istrien – ist unser Stützpunkt in der ersten Woche unseres ENDURADO Camps. Wir sind mit dem Hänger angereist, um nun die Schotter- und Waldwege um Pazin und die Insel Cres und in der zweiten Woche die Insel Krk und die bergigen Schotterpisten um den Nationalpark Risnjak zu erkunden.

 

Survival am Strassenrand

Wir sind mit drei Reiseenduros (KTM 690 bzw. Husqvarna 701) und einer sportlicheren EXC 525 unterwegs. Die Unterschiede zwischen einer – schon als leicht empfundenen – 1-Zylinder Reiseenduro und einer Sportenduro werde ich noch häufig in den Oberarmen spüren.

Der erste Tag beginnt mit einer Reifenpanne nach ca. 30 Minuten Fahrtzeit, dabei hatten wir unsere Enduros bisher nur ca. 500 m Offroad bewegt. Eine KTM 690 hat einen 10 cm langen Nagel im hinteren Enduro-Reifen stecken.

Die Reifen einer Enduro mit den transporttauglichen Montierhebeln (30 cm Länge) ab- und aufzuziehen ist ein Kraftakt, aber lösbar. Die Zeit zum Flicken des Schlauches sparen wir uns, auf unseren Enduro Touren führen wir immer Reserveschläuche mit. Die die dunklen Abendstunden oder regnerische Tage können für Reparaturen dieser Art genutzt werden.

Durch Kroatiens Regenwald

Nach 30 Minuten geht es weiter, für unseren ersten Offroad-Tag sind reichlich Waldwege eingeplant. Unglücklicherweise ist das Frühjahr 2021 das nasseste an welches sich unser Vermieter erinnern kann. Und wenn wir auch gerne glauben, dass in der Erinnerung vielleicht die Nässe des ein oder anderen Frühjahrs etwas „antrocknete“, so merken wir doch, dass hier viel Regen auf die Wälder niedergegangen ist. 

Ständig müssen die Enduros durch tiefen Schlamm getrieben werden, hier hilft am besten Vortrieb. Somit sollte die Gashand zwar gefühlvoll, aber doch resolut zum Einsatz kommen.

Auf der Husky und einer 690 sind noch die Mäntel des letzten Eistripps in Schwedisch Lappland, Enduro-Reifen mit großen Stollen also viel Platz für Spikes. Auch im Hinblick auf das Negativprofil sind die Reifen ein Kompromiss zwischen Performance im Schnee und Schlamm und Haltbarkeit.

Wir stellen fest, dass uns hier noch ein Trainingsabend im Thema Reifen wechseln bevorsteht. Bei den hier vorherrschenden Bodenverhältnissen haben wir mit dem Profil keinerlei Seitenführung. 

Die Reifenfrage

Die zwei anderen Maschinen sind mit Pirelli Scorpion Rally bestückt. Ein guter Kompromiss zwischen Straßentauglichkeit und Geländegängigkeit, der einem auf Enduro-Reisen in ferne Länder sehr gute Traktion auf steinigen Geländepassagen bietet und auch auf allen anderen Offroad Tracks durchaus geeignet ist. Allerdings ist auch der Pirelli Scorpion Rally mit den Schlammstrecken in den istrischen Wäldern überfordert und die Enduros brechen immer wieder über das Heck aus.

Nach einer ausgiebigen Schlammschlacht gelangen wir in ein Flusstal, entsprechend steht eine Fluss-Durchfahrt an . Kein breites Gewässer, aber dennoch ist hier viel Gefühl gefragt, einmal zu stark am Gasgriff gedreht und schon liegt die Geländemaschine auf der Seite.

Enduro Tour durch Kroatien

Die sich anschließende Bergauf-Passage ist noch gut zu bewältigen, aber dann kämpfen wir uns mit den Motorrädern nur noch von einem Schlammloch zum anderen. Auf Grund der tiefen Traktorspuren in den Wegen und der manchmal nur kurzen Stücke zwischen zwei Kurven, bleibt es nicht aus, dass man zu langsam wird und das Motorrad auf die Seite legt. 

Die sich anschließende Bergauf-Passage ist noch gut zu bewältigen, aber dann kämpfen wir uns mit den Motorrädern nur noch von einem Schlammloch zum anderen. Auf Grund der tiefen Traktorspuren in den Wegen und der manchmal nur kurzen Stücke zwischen zwei Kurven, bleibt es nicht aus, dass man zu langsam wird und das Motorrad auf die Seite legt. Dann ist es bis zur nächsten kritischen Passage kaum möglich, in den sicheren Stand auf der Enduro zu kommen und mit genügend Vortrieb die tiefgründigen Wegstrecken zu überwinden.

Sand wäre uns lieber

Wir alle empfinden diese Form des Offroad-Fahrens als deutlich anstrengender als das Fahren im Schotter und auch als das Fahren im Sand der Wüsten Marokkos. Zu dem schweren Untergrund kommt die stark eingeschränkte Sicht auf den sehr kurvigen und teilweise zugewachsenen Waldwegen hinzu. Sich mit dem Motorrad bei weiter Sicht mit höherer Geschwindigkeit über einen losen Untergrund – z.B. Wüstensand – zu bewegen ist doch etwas anderes als einen vergleichbar „losen“ Untergrund zu haben, aber nur 10 oder 15 m weit schauen zu können. und nicht zu wissen, ob sich hinter der nächsten Kurve vielleicht ein Fahrer mit seiner Enduro flachgelegt hat. Somit ist auf diesen Offroad-Strecken neben erhöhter Vorsicht auch mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren.

Zu Mittag gibt´s Kultur

Nach dem folgenden Anstieg und Wegen, die alle genauso schlecht sind, wie der über den wir gekommen sind, entschließen wir uns, das Gelände zu verlassen und mit unseren Motorrädern ein touristisches Highlight der Gegend anzufahren.

Über enge, kurvige Straßen „wedeln“ wir mit unseren Enduros den Berg hinauf zu dem kleinen Ort Draguc´, Kulisse für einige Filme und ein sehr malerischer Ort mit vielen Sehenswürdigkeiten.

„Es ist eine Denkmalstadt mit Meisterwerken der Freskenmeister aus der Renaissance, mit einem außerordentlich erhaltenen architektonischen Erbe, das sich auf einer hervorragend geschützten Lage befindet. Heute tummeln sich dort leider mehr Katzen als Einwohner.“
(Quelle: https://glashrvatske.hrt.hr/de/erlebe/gebiete/draguc-viel-mehr-als-istriens-hollywood/).

Nach einem Rundgang und vielen schönen Ausblicken vom zweithöchsten Bergkamm Istriens – nur die Alpe Ucka liegt höher – fahren wir Richtung Buzet und machen dort eine Pause vom Enduro fahren.

Auf Grund eines nahenden Gewitters entschließen wir uns auf direktem Weg Richtung Pazin zu fahren – let’s call it a day!

Nein, nun steht noch das Reifen wechseln an, denn am nächsten Tag wollen wir auf allen Enduros eine zumindest halbwegs geländegängige Bereifung haben. Also bekommt die Husqvarna 701 LR wieder ihre Originalbereifung – den TKC 80 von Continental. Ein Reifen mit deutlich mehr Offroad Tauglichkeit als z.B. der Trail Attack, aber für den knietiefen Schlamm hier sicher auch nicht die erste Wahl. Die zweite KTM 690 Enduro bekommt auch den Pirelli Scorpion Rally.

 

Offroad Richtung Süden

Am zweiten Tag geht es Richtung Süden, auch hier wollen wir einen möglichst hohen Anteil Offroad fahren und somit haben wir eine lange Passage durch ein offenes Tal entlang eines Baches geplant. Aber auch hier müssen wir erkennen, dass die „leichten“ Reiseenduros vom Schlag einer KTM 690 oder auch einer Husqvarna 701 LR einer 525 EXC einfach deutlich unterlegen sind. Sind ja nur 40 bzw. 50 Kilogramm Gewichtsunterschied. Ja, aber beim Ausgangsgewicht einer EXC 525 sind das 40% bis 50% mehr. Und auch wenn man die Enduro nicht auf die Seite legt, der Tausch der Maschinen untereinander zeigt mir: Eine Sportenduro vom Schlag einer KTM 450 EXC-F oder 500 EXC-F oder auch einer Husqvarna FE 501 ist das ideale Gerät für Ausflüge dieser Art. Man kann hiermit vielleicht nicht so gut eine Enduroreise zum Baikalsee machen, aber in diesem Gelände mit wirklich schlammigen Untergründen merkt man jedes Kilogramm der Motorräder in Armen und Beinen.

Kurz nach Mittag erreichen wir die Ostküste Istriens, der Blick auf das Meer entspannt den Geist, das Verlassen der harten Endurositzbänke den Hintern. Nicht jeder hat sein Motorrad so komfortabel ausgestattet wie Dirk, der feine Herr, er hat seiner KTM 690 eine Komfortsitzbank spendiert und hat nur ein müdes Lächeln, wenn sich einer der Enduristen über Schmerzen am Allerwertesten äußert.

Nun geht es nach einem Stück Straße entlang der Ostküste Richtung Süden, wir genießen die festen Schotterwege auf denen uns – abgesehen von wenigen Fahrradfahren und einem Auto – niemand begegnet.

Vor Pula müssen wir die Enduros nochmals über ungeliebten Asphalt führen, um uns dann südöstlich von Pula über küstennahe Wirtschaftswege durch Wiesen und Weiden immer mehr dem Meer zu nähern. Die Untergründe wechseln nun von festen Sandwegen mit einigen wenigen Schlammlöchern zu Schotterwegen mit teilweise tiefem Schotter und allen Nuancen dazwischen. Alles kein Problem für die Reiseenduros, hier kann die EXC den Vorteil des geringen Gewichtes nicht so deutlich ausspielen, aber die Offroadtour ist ja noch nicht zu Ende.

Wir nähern uns einem Teil der südöstlichen Küste Istriens, der mit Wald bestanden ist und unser Tourenplaner hat hier mit Hilfe von BaseCamp und sicherer Hand Waldwege mit Geröllstrecken und Schlammpassagen gefunden. Nachdem uns auf dem ersten Teil immer mal wieder ein Radfahrer oder auch PKW begegnen – andere Offroadfahrer haben wir bisher keine gesehen – bewegen wir uns nun auf einem Single Trail. Hier sind wir ganz allein und ich kann mir genau vorstellen warum. 

Kurz, steil, nass

Zwar kurze, aber sehr steile Passagen mit Geröll wechseln sich ab mit nassen Streckenteilen und immer schlagen einem die Äste vor den Enduro Helm bzw. die Crossbrille. Weder mit der Maschine noch mit dem Kopf kann man den Ästen ausweichen, bis zu einer Höhe von ca. 1,5 m über dem Gelände ragen die Äste von beiden Seiten so weit in den Weg, dass eine Passage ohne Astkontakt unmöglich ist.

Außer einem Umfaller – allerdings im größten Schlammloch des Streckenabschnittes – blieben aber alle Enduros aufrecht.

Zwischenzeitlich fahre ich auf zweiter Position und folge meinem Grundsatz, wenn es etwas schwieriger wird, also sehr tiefer Schotter oder loser Untergrund, dann hilft Offroad nur eins: Gas geben.

Kurz vorm Ende der Offroad-Strecke – mittlerweile hat sich der Wald gelichtet und wir fahren wieder zweispurig – begegnet uns direkt hinter einer Kurve noch ein Traktor auf dem Weg zur Küste. Es hilft nur ein sehr beherzter Griff in Vorderrad- und Hinterradbremse, um eine Kollision zu vermeiden. Beeindruckend ist, wie bei den modernen Enduros das ABS auch im Gelände arbeitet. Und auch die Traktionskontrolle hilft einem bei losem Schotter bergan sehr dabei, das Geländemotorrad in der Spur zu halten. Auch wenn ich es bevorzuge mit ausgeschalteter Traktionskontrolle und ausgeschaltetem Hinterrad ABS meiner Husqvarna 701 LR im Gelände unterwegs zu sein. Das Verhalten des Hinterrades vermittelt mir viel Gefühl für die Geländeverhältnisse. Starkes oder weniger starkes Schlingern beim Gas geben und Rutschen beim Bremsen sind gute Indikatoren für die Beschaffenheit des Untergrundes und ich weiß so, wie ich das Motorrad am besten durch die entsprechenden Passagen bekomme.

Der Plan war, nach dem Ende dieses Teilstücks ca. 5 km Asphalt zu fahren und dann den nächsten Küstenabschnitt in Angriff zu nehmen, leider läuft der Vergaser an der EXC 525 immer wieder über. Ja, Ihr habt es bestimmt schon an der Bezeichnung abgelesen, dass wir hier ein altes Schätzchen für den Einsatz im Gelände dabeihaben. Und doch bin ich immer wieder fasziniert, wenn mein Partner Markus sie mir anvertraut: Diese Leichtigkeit und gleichzeitig ein Motor, der nicht nur einwandfrei am Gas hängt, sondern aus seinem rund halben Liter Hubraum einen Bumms liefert, der Dich sicher über jede Offroad Strecke bringt. Das Motorrad ist über zehn Jahre alt aber wir wissen alle, dass die Sportenduros im Hinblick auf Gewicht und Performance nicht mehr besser werden. Sicher, es gibt ABS und Traktionskontrolle, eine Einspritzung versagt nie – oder ganz. Ja auch mich fasziniert die Elektronik, die meine Husqvarna hat. Aber diese Technik bringt Gewicht und Fehleranfälligkeiten mit sich.

Für mich ist die EXC 525 immer noch ein Motorrad, welches Offroad mit modernsten Sportenduros locker mithält, wenn nicht das Maß der Dinge ist, für die Enduro Touren, die wir unternehmen.

Den regnerischen Vormittag des dritten Tages unseres ENDURADO-Camps in Istrien nutzen wir, um den Vergaser der EXC 525 zu zerlegen und zu reinigen, nach der Montage läuft sie wieder wie ein Uhrwerk und wir nutzen den Rest des Tages für unbeschwertes Wedeln über die engen, kurvenreichen Straßen zwischen den kleinen Dörfern in den Bergen und Wäldern östlich von Pazin bis in den Ucka Natur Park. Allerdings sind die Straßen stark bemoost bis grasbewachsen und in Kombination mit der Nässe rutschen Vorder- wie Hinterrad manchmal wie auf Eis.

Zum Abschluss der Tour nutzen wir die Fähigkeiten der Enduros noch mal auf einem wunderschönen Stück Schotterstraße entlang des Flusses Rasa. Das Fahren im Stehen, Offroad aber auf relativ einheitlichem Untergrund mit leichtem Schwierigkeitsgrad durch die wunderschöne Natur Istriens ist ein Genuss.

Am vierten Tag wollen wir uns wieder mehr dem Bestimmungsgebiet unserer Enduros widmen, hierfür hat unser Routenplaner die Schotter- und Geröllpisten der Alpe Ucka ausgewählt. Das größte Gebirgsmassiv an der östlichen Seite Istriens bietet uns Schotter und Geröllpisten vergleichbar zu den Militärstraßen Liguriens.

Zunächst fahren wir gemächlich, da wir Sichtweiten unter 50 m haben, starker Nebel hängt am Gebirge. Später kommt die Sonne durch und wir bewegen uns auf der Kammstraße bei freier Sicht. An erster Position fahrend sehe ich im rechten Rückspiegel -eingestellt auf das Fahren im Stehen – wie mein Partner Markus von der letzten Position nach vorne rückt. Also erhöhe ich das Tempo, ich gehe davon aus, dass er hier die Vorteile seiner EXC mal ganz ausspielen möchte und ich teste, wie schnell es mit einer Reiseenduro über so eine Kammstraße geht.

Als der Tacho die 90 km/h übersteigt, beginne ich an meiner Einschätzung zu zweifeln und richtig, Markus wollte das wunderschöne Panorama zu einem Fotostopp nutzen.

Zwischenzeitlich haben wir hierdurch unserer Begleiter aus dem Blick verloren und kehren um. Aber es gibt hier oben so viele schöne Wege, dass auch die Kollegen interessante Wege gefunden haben – wir begegnen uns nicht mehr. Also fahren wir in Richtung Mittagspause. Die Abfahrt über einen mit engen Kehren und sehr grobem Geröll ausgestatten Weg zeigt, dass die Investition in einen -Motorschutz eine sinnvolle war. Die Steine knallen teilweise so stark gegen das Metall, dass ich am Fuß des Berges zunächst mal das Bedürfnis habe, zu prüfen, ob alles noch ganz ist. Nachdem wir wieder zu viert sind, geht es über kurvenreiche Straßen zur Mittagspause.

Wir waren alle so fasziniert von der Abfahrt und der Kammstraße, dass wir kurzerhand die Tour umplanen und das Stück nun in entgegengesetzter Richtung fahren. Und obgleich die KTM 690 und auch die Husqvarna 701 den Aufstieg über die sehr steile Schotterpiste mühelos bewältigen, beneide ich Markus doch um das rund 50 kg leichtere Gefährt – die EXC 525.

Zum Abschluss des Tages geht es, abgesehen von einem kleinen Geländeausflug, über eine kurvenreiche, gut ausgebaute Straße mit sehr gutem Asphalt. Hier hält es uns nun nicht, und wir sind begeistert davon, wieviel Spaß eine Enduro vom Schlag einer KTM 690 oder Husqvarna 701 auch auf der Straße bringen kann.

Den fünften Tag nutzen wir auf Grund des starken Regens für unterschiedliche Aktivitäten ohne Motorrad, die Gegend um Pazin bietet viele touristische Highlights und es gibt immer etwas an den Enduros zu warten.

Am sechsten Tag unseres ENDURADO Camps ist die Insel Cres das Ziel, wir brechen früh auf, um möglichst viel Zeit auf der Insel zu haben. Kurz nach dem Fährhafen finden wir auf der Höhe den Einstieg in einen Trail, sehr steinig und sehr schmal. Nach ca. einem Kilometer erkennen wir, dass dieser Weg für Wanderer gedacht ist und nicht für Enduro Fahrer. Wir drehen um und fahren den nächsten Trail an, hier sehen wir – zum ersten Mal in Kroatien – ein Schild für Motorräder verboten.

Nach kurzer Abstimmung entscheiden wir uns für die Rückkehr auf das Festland, um dort noch in der Alpe Ucka freigegebenen Strecken zu fahren.

 

Auf der Alpe Ucka

Wir entscheiden uns für eine parallel zur Kammstraße – hatten wir am ersten Tag gefahren – verlaufende Strecke. Nach der Durchfahrt eines kleinen Ortes geht es durch schattige Wälder und teilweise offene Wiesenflächen – hier sind die Wege entsprechend schlammig und tiefgründig. Das Fahren hier macht sehr viel Spaß und obwohl wir mehrmals umdrehen müssen, finden wir letztendlich den geplanten Track. Es geht nun über sehr felsige Wege den Berg hinab, bis ein quer liegender Baum die Fahrt zunächst stoppt. Wir räumen den Baum zur Seite und weiter geht’s. Doch wo ein Baum quer liegt, gibt es auch noch weitere. Nach einer steilen bergab Passage liegen wieder Bäume quer, diesmal sind es drei. Nach intensiver Inspektion der Situation kommen wir zu der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich besser ist, zurückzufahren. Leichter gesagt als getan – feuchter Waldboden mit losem Schotter, lauter quer liegende Äste und anfahren aus dem Stand am steilen Hang.

Zunächst werden die Maschinen Richtung Hang ausgerichtet, allein das ist schon ein ziemlicher Akt.

Dann fahren wir Maschine für Maschine den Hang hinauf – Details sparen wir uns an dieser Stelle, der Hang hat 25% Steigung und keine Anlaufstrecke, es hilft nur eins – Gas geben. Nachdem wir alle wieder oben angekommen sind, verfahren wir uns noch ein paar Mal, das führt zu Fahrten durch tiefen Schlamm und auch über steinige „Treppen“. Für diesen Tag reicht es.

Zweites Headquarter in Lic

Nun ist der Zeitpunkt für die Verlagerung des ENDURADO Camps gekommen, wir haben unser zweites Domizil in Lic, ein sehr kleines Dorf, welches zur Gemeinde Fuzine gehört. Der Ort liegt am nördlichsten Ende des dinarischen Gebirges.

Nachdem das Domizil bezogen und die Enduros fahrfertig sind, wollen wir noch eine kleine Runde drehen – es ist ja bereits 16.00 Uhr.

Wir fahren auf sehr schönen Waldwegen – auf Grund der höheren Lage im Gebirge sind die Böden hier nicht so tiefgründig wie um Pazin und von daher sind die schlammigen Abschnitte einfach zu passieren.

 

Hätten wir doch Mountainbikes

Nach ca. 1 Stunde Fahrt führt uns unser Navi in ein wunderschönes Bachtal mit spannenden Abstiegen über Wurzeln und Absätzen im Gestein nach deren Passage uns klar wir, dass es auf der anderen Seite so wahrscheinlich wieder hoch geht.

Nachdem wir die sumpfige Talsohle gequert haben ist der Anstieg auf der anderen Talseite auf dem Motorrad nur in Abschnitten möglich und an einigen Stellen müssen wir absteigen und das Motorrad zu Dritt über die Absätze hieven, hier wäre uns nun eine Sportenduro vom Schlage einer EXC deutlich lieber als die Reiseenduros.

Aber auch diesen Weg schließen wir vor Einsetzen der Dunkelheit ab und nehmen uns fest vor, zukünftig auf das Befahren der Single Trails zu verzichten.

Die Kupa Quelle

Am Folgetag drehen wir eine entspannte Rundtour durch den Nationalpark Risnjak. Die Schotterwege sind sehr kurvenreich und wir haben auch immer wieder steilere Anstiege, so dass das Fahren nicht langweilig wird, dennoch wies die Tour einen geringen Schwierigkeitsgrad auf.

Nach einem Abstecher an die Kupa Quelle beenden wir den Tag etwas früher als gewohnt, der Vortag steckt uns noch in den Knochen.

 

Reif für die Insel Krk

Der zehnte Fahrtag unseres ENDURADO Camps wird wieder ein Highlight bieten. Zwar müssen wir ca. 30 km Straßenfahrt in Kauf nehmen. Allerdings sind auf den kurvigen Straßen Kroatiens Motorräder vom Schlage einer KTM 690 oder Husky 701 doch ein größerer Spaßfaktor als eine Sportenduro. 
Das Ziel ist die Insel Krk, kurz nach Erreichen der Insel können wir schon auf die ersten Feldwege abbiegen. Aber auch hier müssen wir nach einiger Zeit feststellen, dass die Single Trails wirklich nur für Wanderer geeignet sind, erneut steht ein Wendemanöver auf engstem Raum an.

Im südlicheren Teil der Insel fahren wir dann durch eine wunderschöne, aber sehr karge und felsige Gebirgslandschaft. Entsprechend grob sind auch die Geröllstrecken, die wir zum Teil passieren. Aber die Landschaft und auch die Wege sind ein absolutes Higlight für Offroad Fahrer.

Leider ist kein Rundkurs möglich, wir wollen ja auf senkrecht zum Hang verlaufende Single Trails verzichten, so dass wir am Ende des Weges umkehren müssen. Nun einem anderen Abzweig folgend gelangen wir an eine Schranke, welche die Ausfahrt aus dem Gebiet verhindert. Da sich an dieser Stelle eine Gaststätte befindet, nutzen wir die Gelegenheit für eine ausgiebige Pause. Zwischenzeitlich kommt jemand von der Gemeindeverwaltung, um uns die Schranke zu öffnen.

Die Einfahrt in das Gebiet war über öffentliche Straßen möglich und es gibt auch keine Verbotsschilder, wir vermuten, dass diese Schranke dazu dient, Wohnmobilfahrer davon abzuhalten, den steilen Anstieg anzugehen und dann irgendwo stecken zu bleiben. Auch die asphaltierten Straßen sind sehr schmal und steil.

Krk ist sicher keine Insel, auf der sich Offroader oder Enduro-Reisende länger aufhalten wollen, aber einen Tagesausflug ist die Insel auf jeden Fall wert.

Auf Schotter hoch über dem Meer

Am nächsten Tag nutzen wir das immer noch wunderbare Wetter für einen Ausflug in das Hafenstädtchen Senj. Nach einem kurzen Stück Wald kommen wir in offenere Bereiche und sind nach ca. 2 h Fahrtzeit auf einer Schotterpiste direkt am Meer, wenn auch 250 m über dem Meeresspiegel. Wir genießen die wechselnden Untergründe, die Ab- und Aufstiege und den ständigen Blick auf das tiefblaue Mittelmeer – so schön kann Enduroreisen sein.

Pause im Hafen von Senj

Nach einer kurzen Pause im Hafen von Senj geht es in einem großen Bogen überwiegend durch den Wald zurück nach Lic. Auch das Fahren in den Wäldern ist spannend, da immer wieder Wegabschnitte sehr steil, sehr kurvig oder auch einfach nur sehr zerfurcht durch die riesigen Forstmaschinen sind. Aber während wir auf den Schotterstrecken schon mal Passagen mit mittlerem Schwierigkeitsgrad haben, stufen wir die Waldwege hier als einfach zu fahren ein.

Den zwölften und vorletzten Fahrtag unseres Endurocamps nutzen wir für eine Rundtour um Fuzine mit einem kleinen Abstecher an die Küste, nur etwas weiter südlich. Hier werden aber viele Wege mittlerweile unterbrochen durch Privatgrundstücke, die Küste wird hier sehr stark mit einzelnstehenden Feriendomizilen bebaut. Dennoch finden wir ausreichend Wege abseits der Straße, auch wenn uns der Offroad Anteil an diesem Tag etwas zu gering ist.

Auf dem Rückweg von der Küste durch das Landesinnere passieren wir wieder sehr felsige Streckenabschnitte mittleren Schwierigkeitsgrades mit wunderschönen Ausblicken auf das Meer. Später bewegen wir uns wieder in den Wäldern Kroatiens. Heute begegnen uns zum ersten Mal auf unseren Offroadstrecken andere Endurofahrer. Die Saison scheint hier erst loszugehen. Aber anders als wir sind die Kollegen mit Gepäck unterwegs. Mit unseren Einzylindern kann man auch bequem Enduroreisen unternehmen, hierfür setzen wir sie ja auch ein in Norwegen (aber nur im Winter) und in Afrika (Algerien, Marokko). Und wir sind uns einig, dass unser ENDURADO Camp mit 13 Fahrtagen nur möglich und interessant sein konnte, weil wir einmal den Standort gewechselt haben.

We will be back

Den letzten Fahrtag verbringen wir nochmals auf Krk, Landschaften wie rund um Fuzine werden wir bei unserem nächsten Enduroworkshop in Ligurien sicher noch viel erleben und erfahren – aber die karge, felsige Landschaft auf den Höhenzügen von Krk ist schon einzigartig.

In 13 Fahrtagen haben wir unsere Enduros gut 2.000 km bewegt, den größten Teil davon Offroad. Land und Leute sind wunderbar – wir werden sicher wiederkommen.

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