Autor: Markus Schueller

Ausgebremst

Nicht schon wieder! Die Kati stockt und will nicht so wie ich will. Keine oder nur widerwillige Reaktion auf meinen Dreh am Gasgriff. Dann plötzlich geht´s wieder. Aber von der nächsten Ampel komm ich nicht mehr weg. Wenn sie denn dann mal läuft, dann nur noch maximal 60 und sobald es irgendwie bergauf geht, wirds noch erheblich viel weniger.

Das Ventileeinstellen, das heute oder morgen in Ten Sleep hätte stattfinden sollen, wird zur Marginalie. Der Ort ist für mich aktuell nicht sicher erreichbar. 200 Kilometer sind zu weit. Heute Morgen bin ich losgefahren und habe nach 30 Kilometern in Shoshoni (geiler indianischer Name) gedreht.  Zurück zum Hotel in Riverton. Shoshoni hat 600 Einwohner und Riverton 10.000. Dazu gibt’s hier 2 Powersports Läden, die für eine Reparatur/Austausch der Benzinpumpe in Frage kämen. Bestimmt ist es die Benzinpumpe. Die Symptome sind die gleichen wie vor 6.000 Kilometern in Utah. Riverton ist also die bessere Wahl, um mein Problem zu lösen. Leider ist heute Samstag, alle Motorradläden, hier und im Umkreis sind geschlossen, bis Montag.

Das fühlt sich an wie ne Zeitstrafe beim Eishockey. 2 Minuten auf die Bank und Du musst Dir das Schicksal von außen angucken. Bei mir sind´s 2 Tage (mindestens) ohne Fortschritt und ohne Einflussmöglichkeit. Das Werkstatthandbuch ist zum Thema Benzinpumpe durchgearbeitet. Viel gibt`s dazu auch nicht zu schreiben. “No Service needed”. Aber wenn sie denn kaputt ist, muss sie ausgetauscht werden. Das geht auch sehr einfach. Man muss nur ne neue Pumpe haben.

Und an dieser Stelle fängt´s an unübersichtlich zu werden. Wo findet sich in USA eine passende Pumpe. Bereits am Freitag Nachmittag, als sich ganz leicht andeutete, das was nicht in Ordnung ist, hab ich angefangen zu telefonieren. In Wyoming ist laut KTM so eine Pumpe nicht aufzutreiben. Angeblich liegt eine bei KTM in Texas, aber das ist weit weg. Und die Lady, die sowas bearbeitet war schon im Wochenende.

Ab Montag ist also die Aufgabe, gemeinsam mit einer Werkstatt herauszufinden, ob die Pumpe tatsächlich nicht mehr ausreichend Druck aufbaut, oder nur ein Sieb oder Filter verstopft ist (Danke Ronnie!). Oder beides. Bis dahin, bewegt sich nichts.

 

Also hänge ich jetzt hier ab. Es könnte viel schlimmer sein. Draußen sind es 37 Grad, aber ich hab ein bezahlbares Zimmer in einem zugegebenermaßen recht abgefuckten Motel. Mit Klimaanlage!!!

Gestern war ich ja auch schon hier. Ich dachte nur für eine Nacht. Die dicke zahnlose Mexikanerin, die immer auf nem Plastikstuhl vor meiner Tür geraucht hat ist schon abgereist. Ihr Auto fährt ja. Der Hotelier hat für heute Abend 10 Harleyfahrer angekündigt. Mal sehen, was da so geht.

Die Fotos zeigen heute also keine Schlucht, keinen See und keine Bergkette. Kein Schneefeld versperrt den Weg. Heute bleibt´s mal bescheidener, buchstäblich.

Der einzige Lichtblick ist der Liquorstore auf der anderen Straßenseite direkt gegenüber dem Motel. Der hat 7 Tage die Woche von 10 Vormittags bis 11 Abends auf.

Für jede Dose Bier, die ich dort kaufe, wird mein Pass verlangt und sehr akribisch mein Geburtsdatum notiert. Das liegt erheblich vor dem der Kassiererin. Wenn ich Bier an der Tankstelle gekauft habe, hat der Kassierer meist gesagt. “Please get me your ID just for the cameras.” Da ist die Compliance hier schon größer.

Die Flagge weht auf Halbmast, nicht wegen der Kati, sondern wegen Shinzo Abe. 

Atlantic City

Meine erste Etappe soll heute Mittag abgeschlossen sein. Ich bin punkt 7 losgefahren und will in Atlantic City mal was essen. Ist ein großer Name. So heißt ein Ozean und ein großes Hotel in Hamburg. Atlantic City in Wyoming ist allerdings gar nicht groß. 

Das ist alles. Auf dem, Ortsschild steht Population 57. Man kennt sich.

Das ist die Chefin des Atlantic City Mercantile. Die Lady dürfte deutlich über 70 sein und ist ausgiebig und indianisch tätowiert. Eindrucksvolle und sympathische Erscheinung. Heute ist es eine Bar und ein Restaurant. Diese Orte sehen immer so aus, als wären es Western Kulissen als  Touristenattraktion aufgebaut. Das ist aber nicht der Fall. So sehen die kleinen ländlichen Orte in in Wyoming eben aus.

Die Bar ist auf jeden Fall der Hammer. Ich mache die Tür auf und kann es kaum fassen. Und dazu läuft ABBA. Knowing me, knowing you.

Ein paar Kilometer später ändert sich die Landschaft. Es wird wieder bergiger. Es geht weiter Richtung Norden zu den Big Horn Mountains. Die erreiche ich aber erst in 2 Tagen. Inshallah.

Ich verlasse hier den Track und biege ab auf die Straße, um etwas abzukürzen. Ich muss morgen Nachmittag in Ten Sleep sein. Ja, der Ort heißt so. 🙂 Da wohnt Justin, den habe ich über die Wyoming-Gruppe in Facebook gefunden. Er hat das passende Werkzeug etc. um bei der Kati die Ventile einstellen zu können. Das machen wir dann zusammen. Alle Werkstätten, die ich unterwegs angerufen habe, sind komplett ausgebucht und können mich nicht dazwischen schieben. Also ist selbst machen die einzige Alternative. 

Und was ich eben gesehen habe: Justin ist Präsident bei der ortsansässigen Brauerei. Das könnte ein interessanter Kontakt werden.

The Virginian

Trucker-Romantik darf auf einer Amerikareise nicht fehlen. 

Der riesige Schwertransport hier, stand abends  im Sonnenuntergang direkt vor meinem Moteltrakt. Am nächsten Morgen frühstückt der Trucker mit dem Damen von den Begleitfahrzeugen bei ruppiger Unterhaltung.  Natürlich lief währenddessen lautdröhnend der Motor und der unverbrauchte Tag war dahin.

 

Das Alles trägt sich zu entlang der einzigen Straße von Medicine Bow. Das einzige Gebäude, das den Namen verdient, ist das altehrwürdige Hotel The Virginian. 

Dort hab ich auch übernachtet, allerdings ganz ohne Ehre und Würde im benachbarten Moteltrakt. 

Aber das Virginian hat tatsächlich in den oberen Stockwerken Zimmer, die so eingerichtet sind wie zu Zeiten des Goldrauschs in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Aber das alles hab ich nur besichtigt, mein Motelzimmer wurde definitiv zu einer Zeit gebaut, als der Goldrausch längst vorbei war. Und alles in diesem Zimmer war gar nicht berauschend.

Lecker war mein Frühstück hier in so einem propellerbelüfteten Separee.

Dieser Stausee war mein Ziel, aber der Weg dorthin, war durch Bauarbeiten blockiert.

Es gibt natürlich eine Umleitung und die führt mich an dieser Schlucht vorbei. Ziemlich spektakulär für so eine namenlose Erscheinung irgendwo in der Nähe einer Talsperre.

Noch spektakulärer ist, was hier vier Norweger machen. Unter der Brücke über die Schlucht ist Schatten und bei knapp 30 Grad lässt es sich hier gut klettern. Unfassbar was mit bloßen Händen und Füßen so geht.

Wyomings Weiten eignen sich nicht nur zum Endurofahren. Stellenweise sehe ich Windparks, deren Ausmaße ich nicht überblicken kann. Außer ein paar Kühen , die mir zwischendurch mal begegnen liegen diese riesigen Flächen brach. Ich fahre jetzt seit drei Tagen durch diese Weiten und habe abgesehen von den Windrädern noch keine Nutzung durch Landwirtschaft gesehen.

Zum Schluss komme ich nach einigen Umwegen am Stausee an. Dort gibt es eine Tankstelle, wie üblich mit angeschlossenem Lebensmitteladen. Hier sogar mit einem kleinen Hotelbetrieb und WLAN. Ich trinke mal ne kalte Cola und schreibe ein paar Nachrichten. Im Zelt heute Abend hab ich keinen Empfang, aber einen phänomenalen Ausblick.

Ich wohne hier sozusagen direkt am Strand, den ich mir mit 5 anderen teilen muss. Theoretisch. Ich bin der einzige, der heute Nachmittag hier schwimmen geht.

Der Charme der Provinz

Es gibt Pisten, die sind so rumpelig, das Dir beim Fahren die Zähne aufeinander klappern. An so nem Morgen nach dem Bourbon-Bier-Buffet hab ich genauso einen Piste erwischt. Es sind 40 Kilometer auf denen nicht nur die Zähne klappern, sondern auch das geschwollene Gehirn gegen die Schädeldecke und die Augäpfel schlägt. Trotz aller Schmerzen freu ich mich auf ein Frühstück in Centennial. Das hätte ich nicht tun sollen. Es gibt nen Kaffe und ne Zimtrolle an der Tanke. Mehr geht hier nicht “on Wednesdays” versichert die Station Managerin.

Man kann es fast erahnen, was jetzt kommt. Das hatten wir schon mal.

Ich muss mal wieder drehen. Aber diesmal sind es nur ein paar Kilometer, die ich zurückfahren muss, um dieses Stück zu umfahren.

Trotz Schnee, kriege ich aus über 3.000 Metern Höhe doch noch die Bergkette zu Gesicht, an der mich eigentlich die Piste vorbeiführen sollte. Alles in allem ist es ein bisschen frisch heute morgen.

Auch bei bedrohlicher Wetterlage muss ich hier rauf. Auf dem Kennaday Peak steht ein Beobachtungsturm für Waldbrände. Der Berg steht als Solitär quasi alleine. Das Umfeld, liegt rund 800 Meter niedriger. 

Der bombastische 360 Grad Rundumblick ist leider durch das Wetter sehr getrübt. Nach dem Schnee ist auch der Regen wieder zurück. Bei gutem Wetter muss das hier oben der Hammer sein. Aber heute lohnen sich die 22 Kilometer lange holprige An- und Rückfahrt nicht wirklich.

Es gibt Herausforderungen, denen muss man sich nicht stellen. Die Flussdurchfahrt hier ist vielleicht 10 Meter lang, aber dafür bestimmt 40 bis 50 Zentimeter tief. Zu zweit ohne Gepäck in Badehose wäre die Überfahrt ne Mörderstory. Ich dreh dann mal um.

Um halb zwei ist mein Zwischenziel erreicht: Elk Mountain. Auch das ist ein 200 Seelendorf. Aber hier steht “Excellent Food” angeschlagen. Und das ist genau das, was ich jetzt brauche.

Direkt hinter der Eingangstür wartet ein Aquarium mit Schildkröte. Das beruhigt schon mal.

Aber innendrin, weiß man nicht, ob es ein Museum oder ein Klubhaus vom örtlichen Töpferverein ist. Das Essen ist tatsächlich großartig UND kultiviert. Positiv zu erwähnen ist, das es einen Keramikbecher für den Kaffee gibt, einen Porzellanteller und Besteck aus Metall. Das ist auf jeden Fall gehobener Standard. Oft habe ich nur Pappteller, -becher und Plastikbesteck bekommen. Ich bin angenehm berührt. Die ausgesprochen nette Bedienung posiert bereitwillig vor der Porzellansammlung der Besitzer. Echt skurril, was es in der Provinz für Läden gibt. Zum Abschied muss ich mich noch in das Gästebuch eintragen. Markus from Germany.

Noch ein paar Pistenkilometer, dann lande ich in Medicine Bow.

 

 

No english

Tienes agua? Si, claro. Morgens um halb 10 in Wyoming. Mir läuft eine Schafherde vor die Kati inklusive Hunden, Hirte und Pferd. Ich wollte mich ja schon immer mal mit einem Schäfer unterhalten. Mn hört ja die wildesten Geschichten vom Schäferstündchen und so weiter. Aber dieser junge Mann hier kann kein Englisch. Nur Spanisch. Er fragt nach Wasser und nimmt ein paar lange Züge aus meinem Wassersack. Für ein paar kurze Fragen reicht mein Spanisch. 

200 Schafe sind es, die er hier durch Wyoming führt. Allerdings ist er bemüht, schnell wieder loszukommen. Das Foto ist Okay, aber recht wohl fühlt er sich nicht. Wer weiß, wie er hier in USA so zurechtkommt.

Für mich geht´s weiter durch die endlose Leere. Es gibt keine Highlights, wo ich um die Ecke komme, und eine Schlucht öffnet sich, oder ein Abgrund. Das Highlight hier ist die Größe und Einsamkeit, fortwährend.

Manchmal kann Wyoming richtig fröhlich daherkommen. Da stellt man sich doch was lebhaftes und aufgewühltes vor. 200 Meter entfernt vom Schild ist DIE Tankstelle von Riverside. Zwei Sorten Sprit sind ausverkauft. Es gibt nur noch vom einfachsten 81 Oktan. Kein Problem, die Kati läuft auch mit Hustensaft. Überschäumend kommt Riverside so nun nicht daher.

Ein anderer Biker will seiner Honda sowas nicht zumuten und fragt mich, ob ich nicht zwei Blocks weiter mit ihm und seinem Kumpel was essen will. Dort sei es besser als an der Tankstelle. Glaub ich sofort.

Zwei Blocks? Der ganze Ort hat 200 Einwohner. Naja auf jeden Fall gibt´s da ne Bar, wo die beiden schon sitzen. Was gibt´s? Brat und Potato Wedges. Cola, nee nur Pepsi. Was ist Brat? Einfach Bratwurst. Alle anderen Gerichte gibt´s nicht mehr. Aber cooler, als der Typ, dem die Kneipe gehört, kann man den Mangel nicht mehr verwalten. 

Das Foto zeigt das Gegenüber. Das ist keine Westernkulisse, sondern der Edeka und der OBI von Riverside. Wer wissen will, wie klein amerikanische Orte sein können, muss mal hier hinkommen.

Zwischendurch tun sich auf der Strecke auch mal Panoramen auf. Hier ist der Blick nach Süden, von wo ich geflohen bin. Mit Genugtuung sehe ich die Regenfahnen über meinen Spuren von vorgestern.

Was mich immer wieder beeindruckt, sind die Waldbrandgebiete. Das hab ich schon ein paarmal geschrieben. Aber dieses Gebiet hier hat ganz andere Dimensionen. Ca. 20 Kilometer fahre ich an solch völlig abgebrannten Hängen entlang. Was muss das für ein Inferno sein, wenn so riesige Flächen brennen.

Manchmal komme ich an einem Bach vorbei, das Wasser erscheint schwarz, wie auch der Boden und die verkohlten Stämme. Hier herrscht immer noch Endzeitstimmung.

Ganz im Gegensatz zu dem, was sich am Abend abspielt. Ich steuere einen sehr abgelegenen Campground an einem See an. Dort ist niemand aus einer Truppe von 4 Amerikanern, die so aus einem Spielfilm herausgefallen sein könnten. 4 Typen in Holzfällerhemden machen sich ein paar schöne Tage im National Forest. Einer ist dabei der intellektuelle Chef und die anderen sind für den Spaß zuständig.

Leider habe ich von der Begrüßung kein Foto. Ich komme an, die vier sitzen neben Ihren Quads jeder mit nem Bier vor dem obligaten 10 Meter Trailer. Ich frage, ob sie keine Angst vor Bären haben. Alle nicken und sagen doch klar. Hier gibt´s keine Bären, seit 40 Jahren ist keiner mehr gesehen worden, außer letzte Woche, dahinten, wo Dein Motorrad steht. Ich kriege ein Tröstendes Bier und das Angebot mal ein Quad zu fahren. Alles klar, ich dreh mal ne Runde. Seeehr gewöhnungsbedürftig. 

Wir verabreden uns auf ein zweites Bier am Abend.. Die vier verschwinden zum Angeln, was ein Amerikaner am See halt so macht.  Ich baue mein Zelt auf und freu mich schon mal auf das zweite Bier. Vor lauter Vorfreude fange ich sogar an Tee zu trinken.

Irgendwann kurz vor Einbruch der Dunkelheit, kommen die vier wieder. Ein riesen Campfire wird angezündet und das Bier fließt in Strömen. Dazu Musik vom Handy. Irgendwann kommt der eine Fisch, den sie gefangen haben auf den Grill. Das scheint den Jungs echt peinlich zu sein. Ein Fisch aufgeteilt auf vier Amerikaner, das würde ich bestimmt in Deutschland erzählen. Als zweiten Gang gibt es Hirsch mit Pfeil und Bogen geschossen. Daraufhin entbrennt eine wilde Diskussion, ob man lieber ein Gewehr nimmt oder direkt in den Supermarkt geht. Kurz, es ist ein wirklich vergnüglicher Abend. Die Biervorräte sind unerschöpflich, bald kommt noch ne Flasche Bourbon auf den Tisch und Matthew dreht sich einen Joint nach dem anderen. Ich muss tausend Fragen zu Deutschland beantworten und ein großes Thema ist immer wieder die Ukraine und meine Einschätzung, ob es denn einen dritten Weltkrieg geben wird und ob die Deutschen davor keine Angst haben. Ich gebe, gestärkt durch gefühlt 6 Dosen Bier, kompetent Auskunft.

 

Aber bald gerät der Krieg in den Hintergrund und es gibt einen Wettbewerb, wer am schnellsten den nächsten Song erkennt, Als dann nach ungezählten Led Zeppelin Songs auch noch Hotel California gespielt wird, kommt die eigene Gitarre ins Spiel. Die Fotos sind schlecht, ich denke, da ist ein bisschen Bier ins iPhone geschwappt.

Auch das größte Feuer braucht mal Nachschub. Die elektrische Kettensäge erinnert mich an die letzte Party in Eppstein.

Und ich muss morgen Motorradfahren…

Geht doch!

Gestern bin ich geflohen.             Ich wusste mir anders nicht mehr zu helfen DAs Wetter war schlecht, die Vorhersagen waren über Tage hinaus schlecht. Die geplante Route lief durchs Hochgebirge. Keine gute Konstellation. Dennoch bin ich morgens schon um 7 losgefahren, noch guter Dinge und voller Optimismus. Nach 5 Minuten fing es heftig an zu regnen. Die innere Kampf beginnt. Irgendwann meldet sich das letzte bisschen Verstand, das noch nicht unter die Stollen gekommen ist, und fragt warum?

Kurze Zeit später lässt das Universum ein Toilettenhäuschen am Straßenrand erscheinen. Das ist ein Zeichen. Ich stelle mich kurz unter, ziehe meine Regenklamotten vollständig an und beschließe jetzt solange in der Nähe meiner Route auf Asphalt nach Norden zu fahren, bis das Wetter und die Prognose gut ist.

Nach 100 Kilometern gibt´s die ersten Sonnenstrahlen zu,m Aufwärmen. Aber das Glück hält nich allzu lange, denn der Regen verfolgt mich den ganzen Tags.

Nach ca. 300 Kilometern sind alle Anfangserfolge längst wieder zunichte gemacht.

Nach 420 Kilometern halte ich an. Das Ziel ist erreicht: Gypsum eine kleine Stadt, die auf meiner Route liegt. Die Sonne scheint und die Vorhersagen für die nächsten Tage sind gut. Ich finde noch einen wilden Zeltplatz am Fluss und die Welt ist wieder in Ordnung.

Heute ist Independence Day. Das Wetter ist blendend und ganz Amerika sitzt auf dem Fahrrad oder steht mit der Angel im Fluss.

Meine Route führt mich nach diversen Kilometern durch ein Karstlandschaft direkt zum Colorado River, Morgens herrscht hier eine Bilderbuchidylle.

Viele Kilometer führt der Weg direkt am Fluss entlang. Entweder auf Straße oder auf einer breiten Schotterpiste.

Vom Fluss weg fahreich durch einlanges Tal, wo malein Waldbrand gewütet hat. Riesige Flächen sind hier in den Flammen versunken.

Die Landschaft wird immer größer und immer grüner. Ich erreiche Wyoming. Das ist der letzte Staat im Westen, bevor ich mich Richtung Ostküste orientiere.

Skurril wird es, als ich mein Ziel Baggs  erreiche. Der Ort hat 411 Einwohner und besteht aus einer Tankstelle, einem Motel und einem Lebensmittelladen. Es ist schon nach 5 am Nachmittag und es ist durchaus heiß worden. irgendwas knapp unter 30 Grad.

Das Motel hat zu, aber es wohnen Leute darin. An der Tür hängt eine Telefonnummer, für den Fall, dass man außerhalb der Öffnungszeiten kommt. Ich rufe an, niemand meldet sich.

Eine Zimmertür steht offen, ich rufe und stecke meinen Kopf durch die Tür.

Hier offenbart sich das totale Chaos und mitten drin liegt eine sehr alte Frau auf dem Bett und sieht fern.

Ich erzähle ihr mein Problem und sofort steht sie auf, und versucht ihrerseits die Wirtin zu erreichen, bittet um Rückruf. Sie ist sehr engagiert und hilfsbereit, erreicht aber trotzdem nichts. Wir versuchen jetzt beide abwechselnd die Besitzerin des Motels zu erreichen. 

Mir gelingt es nach ein paar Versuchen, aber die Besitzerin bleibt dabei. Heute ist geschlossen. Sie verweist mich nach Dixon, dort gäbe es auch ein Motel.

Dixon ist 10 Kilometer entfernt und hat 75 Seelen. Aber tatsächlich , es gibt eine Bar und ein Motel. Dort ist auch niemand, erst als ich in der Bar frage, kann ich einchecken.

Der Dixon Club sieht doch vielversprechend aus. Der Abend ist gerettet.

Die Hotelbesitzerin ist auch die Clubbesitzerin ud stellt mich allen anwesenden vor. Als die Jungs hören, dass ich aus Deutschland komme und durch die USA fahren will, ist die Begeisterung groß. Sofort werden Biere ausgegeben und ein Selfie muss natürlich sein.

Auch jedem neuen Gast werde ich vorgestellt. Ich finde das Klasse, so bin ich direkt  im Gespräch und sitze nicht alleine hier rum. Dieser Typ hier ist ein echter Cowboy, er arbeitet auf einer Ranch in den Bergen,

Der Dixon Club sieht so aus, wie ich mir so einen Klub vorgestellt habe. Die Besitzerin zeigt mir stolz eine Liste mit allen Waffen, die sie auf Lager hat und die entsprechende Munition. Das sei schon einzigartig hier im Dixon Club sagt sie.

Wyoming macht auf jeden Fall mal einen sehr rustikalen ersten Eindruck,

 

G4

Heute Morgen 8:22 Ophir Pass, 3.599 Meter Höhe, atemlos, es ist geschafft. Die Auffahrt zum Pass ist ziemlich steil. Die letzten 1.000 Höhenmeter verteilen sich auf ca. 5.000 Meter Strecke. Die Fahrbahn ist nicht asphaltiert. 

Es fühlt sich schon gut an, um diese Zeit vermutlich als erster heute hier zu stehen. Der Ophir Pass ist nur der erste und auch der niedrigste von vier Pässen, die heute auf der Strecke liegen. Der nächste ist der Hurricane Pass, dann der California Pass und der Cinnemon Pass alle zwischen 3.800 und 3.955 Meter hoch. Bis ins Ziel nach Lake City sind es 120 Kilometer, die auf teilweise gröbsten Pisten zurückgelegt werden müssen.

Runter gehts dann ganz gepflegt. Späöter kommen von 5 Kilometer Strasse und dann gehts rauf zum Corkscrew Gulch.

Tatsächlich ist das hier Gottseidank nicht die Piste. 🙂  Sondern die sieht so aus.

Das ist doch fast Kinderwagen-tauglich. Während ich diese beiden Fotos mache, passieren diese Stelle 6 Endurofahrer ohne Gepäck und 12 Geländewagen. Heute ist Samstag und Amerika fährt in die Berge. Das Offroad-Paradies hier in Colorado ist heute staugefährdet.

Die Auffahrt zu diesem Pass ist extrem steil. Auf der Hälfte müssen die Geländewagen eine Pause machen, aber alle Enduristi ziehen bis nach oben durch bis zum großen Hallo. Es sind recht viele Pärchen mit zwei kleinen Enduros unterwegs. Der Enduro-Indianer fährt hier gerne 2-Takter oder 250er. 

Das waren zwei Mädels. O-Ton: “We´re bleeding orange.” Recht so.

Das sind Vater John und Tochter Sandy. Er hat mich doch echt gefragt, ob ich aus Colorado komme. Ich hätte den typischen Akzent. Naja. Sie hingegen ist sehr aufmerksam und macht das erste Foto von mir auf dieser Reise.

Und von jetzt an folgt ein alpines Highlight auf das nächste. Ich befinde mich auf dem Alpine Loop, das ist eine große Rundtour durch die höchsten Berge in diesem Gebiet.

Zu jeder Passhöhe führt eine ziemlich grobe und steile Piste. Mit der Zeit geht das ganz schön in die Knochen. Ne Pause zwischendurch würde helfen. Aber ganz anders als in Ligurien gibt´s hier keine Hütten, kein Dörfchen wo ein Cappuccino wartet. Hier ist einfach nichts zwischendurch 100 Kilometer lang. Also gibt´s in der Pause Wasser aus dem Trinkrucksack und ein paar Cashews. Oben auf dem Pass trifft sich dann die Geländewagen-Szene mit Kaffee aus der Thermosflasche. Viva Italia. 

Auch die Murmeltiere sind hier cooler als anderswo. Unterwegs finden sich immer wieder auch verlassene und verfallene Minen. Teilweise kleinere Siedlungen. Das muss echt ne wilde Zeit gewesen sein, als hier noch gesiebt und gegraben wurde,

Die letzte und härteste Auffahrt war dann diese hier. Gröbste Steine und Stufen, steil und mit engen Spitzkehren. 

Aber oben angekommen treffe ich Tim aus Sasketchewan/Canada und Marco aus Texas. Die beiden sind keine Wochenendausflügler, sondern sind, wie ich, mit Gepäck unterwegs. 14 Tage durch Wyoming und Colorado, das hab ich noch vor mir. 

Als wir noch ein bisschen quatschen, wird klar, das Wetter wird wieder zum Arschloch. Traumatisiert von den letzten Tagen verabschiede ich mich und stürze mich ins Tal. Wir sind ja immer noch 3.800 Meter hoch. Bis ins Tal sind´s noch 30 Kilometer. Die ersten Tropfen fallen schon.

Doch heute ist mein Timing besser. Ich komme fast trocken bis ins Tal. Der Blick nach hinten zeigt, was mir heute – erstmal – erspart geblieben ist. Denn vor mir ist die Welt – noch – in Ordnung.

Ich erreiche Lake City, gehe tanken und frage nach ner Bleibe. Natürlich ist auch hier alles ausgebucht. Das Visitor Center soll mir helfen. Während mir freundlichst geholfen wird, fallen auch hier die ersten Tropfen. Es gibt offensichtlich kein Entkommen. Im Regen suche ich meine teure Bleibe. Das muss so bald wie möglich besser werden. Nur hier nicht. Hier ist für die nächsten 5 Tage Regen angesagt.

Rainman

Schon wieder läuft´s mir kalt den Rücken runter. Es ist kein Schauder sondern wie so häufig in den letzten Tagen ein Schauer. Hier aus der Radarfallen-Perspektive hab ich ne halbe Stunden den Hagelkörnern auf meiner Sitzbank beim Schmelzen zugeguckt. Vielen Dank noch den Birken, die die erste Viertelstunde dicht gehalten haben. Knapp 100 Kilometer hab ich trocken hinter mich gebracht, bis es wieder passiert ist. Nach Arizona, New Mexico muss mich nun auch Colorado wettertechnisch enttäuschen.

Heute morgen ging´s trocken und auch ein bisschen gröber los. Von Dolores aus schraube ich mich über kleine, verwinkelte, teils steile und grobe Pisten den Berg hinauf bis auf 3.500 Meter.

Das erste Highlight des Tages ist der Blick auf den Black Mesa mit mehr als 4.900 Metern. Die Picknick-Decke kann bei der Wolkendecke heute wohl zu Hause bleiben. 

Kurz nach dem Ausblick bricht es dann aus dem Himmel heraus. Als der Regen nachlässt, fahre ich langsam weiter und treffe bald, zum ersten Mal auf dieser Tour überhaupt, vier andere Endurofahrer. Bild gibt´s leider keins. Die vier sind aus der Gegend, drehen nur ne Tagesrunde und sind genauso nass wie ich und zusätzlich noch sturzgebeutelt. Es muss wohl glatt gewesen sein. Die vier verraten mir, wie ich um den Regen rum komme. Und das klappt auch. 50 Kilometer später erreiche ich tatsächlich mit trockenen Stollen den Asphalt. Zur Begrüßung gibt´s auch noch nen  ausreichend warmen Rastplatz mit Fluss. Hier können die Klamotten ein bisschen trocknen.

Jetzt sind´s noch 40 Kilometer bis Telluride. Was mir nicht klar war, ist, das Telluride so was wie Garmisch-Partekirchen ist. In drei Tagen ist der 4. Juli und entlang der Strasse wehen ungezählte Fahnen. Der Ort ist gepflegt und genauso voll. Der Campground auch. Bis Mitte September.

Achso, hatte ich das schon erwähnt, es regnet wieder. Aber trotzdem kann man erahnen, was eine Kulisse den Ort umgibt.

 

Motelzimmer gibt´s ab 250 Dollar aufwärts. Zum Schluss lande ich in einem Hostel 20 Kilometer außerhalb. 70 $ für ein Bett im Viererzimmer. Marktwirtschaft leistet manchmal schon Besonderes. Aber mit schon nassen Klamotten im Regen das Zelt aufbauen ist auch nicht schön. Beim Einchecken im Hostel schüttet es wie aus Eimern. Wenigstens das Timing stimmt.

Morgen möchte ich den Ophir-Pass fahren. Der überquert diese Bergkette auf ca. 3.600 Meter. Im Regen ist das keine gute Idee. Der Wetterbericht sagt, morgen Vormittag gäb´s Sonne bis um 12. Bis dahin muss ich also wieder unten sein. Das kann klappen. Ich fahre um 8 los. Jetzt muss nur doch die Prognose stimmen. Und irgendein schlauer Mensch hat schon mal gesagt: “Prognosen sind schwierig, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen.”

Grenzgang

Ganz trocken war mein Weg nach Colorado dann doch noch nicht. Es gab ein paar riesige Pfützen, aber keine aufgeweichten Wege. Lediglich mit den tiefen Spuren, die irgendjemand gestern auf den Wegen hinterlassen hat, musste ich umgehen.

Aber am Anfang stand Wicked West die KTM und Harley Vertretung, die sich um die Katie gekümmert haben. Leider haben sie die Ventile nicht einstellen können. Aber bein Reifenwechsel ist aufgefallen, dass die vorderen Bremsbeläge bis aufs Metall runter sind und die hinteren sehen auch nicht viel besser aus. So ein Tag im Schlamm frisst eben ungeheuerlich. Meine eigenen mitgebrachten Ersatzbeläge bauen wir schnell gemeinsam ein und dann kanns losgehen.

Leider ist es schon halb eins als ich mich auf den Weg nach Colorado machen. Aber es ist ein unglaublich leichtes Gefühl mal wieder bei schönem Wetter ohne bedrohliche Wolken unterwegs zu sein.

Mein erste Pause mach ich in El Rito. Eine kleine Siedlung, bestehend aus ein paar Häusern, im Nirgendwo. Dieser Laden ist als Wegpunkt auf meinem Track eingetragen “Food El Rito”. Der Laden könnte genauso gut in Russland an einer Landstraße sein. Super primitiv, aber super freundlich und es gibt alles. Der Besitzer spricht ein bisschen Deutsch. Hat in den 80ern in Jugoslawien mit deutschen Truppen gemeinsam gedient.

Von dort aus geht´s jetzt auf die Piste nach Antonito. Ich bin sehr froh mit meinem neuen Zahnrad.

Die Piste und die Landschaft ist fantastisch. Ich hab mich nur sehr in der Entfernung verschätzt, da ich meinen Track nicht von Anfang fahre, sondern in der Mitte einsteige.

Erst als ich am nächsten Tag in Antonito angekommen bin, wird mir klar, dass es nicht 100 Kilometer Piste sind, sondern 180. Das sind ein paar Stunden unterschied. Sehr viel früher wird klar, dass ich heute Abend nicht ankomme. Zwischendurch kreuzt meine Piste immer auch mal den Highway, sodass es kein Problem wäre, auf Straße abzukürzen. Aber mir gefällt der Weg so gut, dass ich mich entschließe hier draußen zu übernachten und erst morgen in Antonito anzukommen.

Ich schlage mein Zelt auf 2.950 Metern Höhe auf. Ich hab mir eine große Fläche ausgesucht, die den ganzen Abend noch Sonne hat.

Es i st noch lange hell und ich könnte ja auch noch die hinteren Bremsbeläge wechseln, bevor die an der Bremsscheibe fressen. Gesagt getan. Nur schaffe ich es an diesem Abend nicht mehr, dass Hinterrad wieder einzubauen. Der Teleskopständer und der Seitenständer sinken so tief in den Boden ein, dass ih das Rad nicht vernünftig positionieren kann. Kleinere Tücken beim Einbau lasse ich jetzt hier mal aus. Nach einer Stunde beschließe ich, den Einbau auf morgen früh zu vertagen. Ich will mich einfach heute Abend einfach nicht noch mehr daran aufreiben.

Und tatsächlich ist am nächsten Morgen in einer Viertelstunde das Rad wieder eingebaut. Ein bisschen Abstand wirkt schon mal Wunder.

Morgens um 8 rolle ich von der großen Wiese und es geht weiter auf großartigen Wegen.

Es gibt sogar Flüsse. Kleinere und größere. Das hatte ich so auf dieser Reise auch noch nicht.

Letztendlich komme ich so gegen 10:30 in Antonito an. Ich bin dann doch ein bisschen enttäuscht..

Ich frühstücke dort erstmal in Ruhe und  fahre weiter, immer auf der Grenze zwischen New Mexico und Colorado nach Dolores. Von dort geht´s weiter nach ein paar Kilometern wieder auf die Piste, 

Stadtleben

Zum dritten Mal in Serie bin ich vorgestern komplett nass am Ziel angekommen.. Die knapp 200 Kilometer am Montag von Cuba bis Santa Fe waren extrem verregnet und damit war klar, dass es Dienstags sicher nicht offroad weitergehen kann. Also legt der regen- und inzwischen straßenmüde Traveller mal einen Tag Pause ein.

Santa Fe ist wie dafür gemacht. Es gibt eine Reihe von Werkstätten, die für den fälligen Ölwechsel, einen neuen Vorderreifen und zum Ventile einstellen in Frage kommen. Ich hab ein günstiges Motel gefunden, um alle meine Klamotten mal richtig zu waschen und die Akkus zu laden. Santa Fe ist keine typisch amerikanische Kleinstadt. Santa Fe hat einen historischen Kern im Pueblo-Stil und es gibt jede Menge Kunst in der Stadt.

Als ich am Montagnachmittag ankomme, finde ich keine passende Werkstatt.  Manche haben montags zu und manche haben keine Teile oder keine Zeit. Heute Vormittag konnte ich die Kati bei KTM (da wollte ich eigentlich nicht hin $$$) in die Werkstatt schieben und die haben eben am Telefon behauptet, Alles sei fertig. Morgen um 10 hol ich sie wieder ab.

Was sofort auch in dem sehr gepflegten Städtchen sichtbar wird, ist Armut. An den Hauptstraßen sitzt oder steht an jeder Ampel ein Bettler mit mehr oder weniger gefülltem Einkaufswagen. Und es gibt hier auch kleinere Autos, so welche wie in Deutschland.

Mit dem Bus kann ich für 1 Dollar ins Zentrum fahren, was durchgängig in diesem Stil gebaut ist. Auch außerhalb des Zentrums finden sich überall Gebäude in Pueblo-Architektur, die diese Wildwest-Anmutung haben.

Der zentrale Santa Fe Plaza ist so grün und so viele Leute sind auf der Straße, dass es fast schon europäisch wirkt. Die umliegenden Restaurants haben Terrassen, auf denen draußen gegessen wird. Das ist ziemlich unamerikanisch. Normalerweise wird der Hamburger vollklimatisiert und abgedunkelt drinnen eingenommen. Für mich gibt´s hier sogar mal nen Salat Santa Fe Caesar. Und die Sonne scheint dazu.

Im Zentrum des Platzes steht dieser schmucklose Quader mit einer davor angebrachten Inschrift, die besagt, dass die Stadt Santa Fe  den dringenden Bedarf sieht, die kulturelle Geschichte und die aktuellen Standpunkte der verschiedenen Stakeholder und der Bürger dieser Stadt zu diskutieren. Der Diskurs soll zukünftig eine Basis für Frieden, Toleranz, Rassengleichheit, soziale Gerechtigkeit, Heilung und Versöhnung herstellen. Der Bürgermeister der Stadt sieht die Notwendigkeit einen Prozess aufzusetzen, um die Bürger der Stadt zu ermutigen, zu sprechen, gehört zu werden und zuzuhören. Was ist denn hier passiert?

Dieses Foto zeigt, wie im Juni 2020 der Obelisk vom Sockel gerissen wurde. Hintergrund waren die Unruhen rund um den Mord an George Floyd während einer Festnahme durch die Polizei in Minneapolis. In dieser Zeit sind in den USA über 100 Denkmäler zerstört worden. Unzählige Aktivisten haben damals im ganzen Land Denkmäler zerstört, die für systematischen Rassismus oder ähnliche Sachverhalte standen. Der Obelisk in Santa Fe war ein Ehrenmal für Soldaten, die während der Kämpfe mit den Ureinwohnern New Mexicos ums Leben gekommen sind. 

Ich bin sehr beeindruckt, dass dieser Vorgang von offizieller Stelle in Santa Fe offensichtlich als ein Aufruf verstanden wird, in einen Dialog einzutreten. Hier werden nicht die angeklagt, die das Denkmal zerstört haben, sondern es gibt die Einsicht, in Zukunft Dinge besser machen zu müssen. Finde ich sehr außergewöhnlich und gut.

Georgia O’Keffe ist eine Malerin, die dem amerikanischen Modernismus zugeordnet wird und die in Santa Fe  gestorben ist. Sie war unter anderem bekannt für Ihre reduzierten Gemälde der Landschaften New Mexicos. Ich kannte sie natürlich auch nicht, fand aber ihre Bilder Klasse, die ich auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten in Santa Fe gefunden habe. Hier gibt es eine Dauerausstellung von ihren Werken. Diese Ausstellung hat aber Dienstags geschlossen. Fuck.

Stattdessen hab ich dann ein anderes Museum besucht, mit Gemälden und Skulpturen verschiedener Künstler aus New Mexico.

Mir hat unter anderem das hier gut gefallen. Ist ne Auftragsarbeit. Dieser 15jährige Bubi hat mal ein Rodeo gewonnen. Anstatt den ersten Preis einer Flugreise nach Washington anzunehmen, hat er sich für den zweiten Preis entschieden. Einen Sattel, den brauchte er dringender.

Morgen geht´s sehr viel unkultivierter weiter nach Antonito in Colorado. 

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